Sonntag, 9. Mai 2010

Sieh, Volk von Rom, dort in weiter Ferne:

deine bienenfleißigen Zensoren

dein Aufstieg, Frühlingsmorgen, am Fuße des Palatins

deine umtriebigen Präfekten

dein Staatsschatz

dein unentwegt gegeneinander spielendes Triumvirat

dein Griff nach Karthago

der fröhliche Ruf deiner Quästoren, der durch die Straßen schallt

deine Wollust

deine Mittelmeerflotte an der Küste Illyricums

deine besorgten Konsuln

dein Caelius, verborgen unter dem lichten Hain der Camenae

deine Skythenreiter, deine germanischen Hirten, deine unzähmbaren Gallier

dein Senat und sein Wort

deine auf dem Viminal hockenden Prätorianer, Wache haltend über deinen Schlaf

deine Optimaten und deine Popularen, saugend an den Zitzen der Mamma Lupa


dein Haus der Cornelier

dein Haus der Valerier

dein Haus der Julier


deine Akropolis!

dein Kapitol!

dein Golgatha!


dein Haus der Claudier

dein Haus der Aemilier

dein Haus der Fabier


dein Marsfeld

das entsetzliche Vogelgeschrei, einzig vernommen von den Ohren deiner Auguren

dein Augustus, dein Caesar, dein Pontifex Maximus

deine Tierhetze im Kolosseum zur Mittagsstunde

der müde Blick deiner Prätoren vom grünen Quirinal

dein Denar, deine vier Sesterzen

der stampfende Schritt deiner Liktoren

dein Triumph

die ruchlosen Hänge deines Esquilin

deine Legionen, wutentbrannt

deine liebevollen Ädilen im Tempel der Ceres

die Tränen deines Imperators

der wartende Körper Remus‘ im Innern deines Aventin

deine Bundesgenossen

dein Niedergang, früher Abend, Zikadengesang


die Liebe Jupiters zu Ganymedes



all dies, all dies, all dies

lag dir einstmals

zu Füßen.


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