Donnerstag, 1. Mai 2014


[...] Der Schöne Hans drückte uns zwei Bierflaschen in die Hände und sagte, mit dem Finger auf El Corazón zeigend, dass es ihm gefalle, wie die Fremden in Kajagoogoo ein- und ausgingen, denn das bedeute ja immerhin, dass die Welt uns nicht vergessen hätte. Zu jener Zeit, als er in der Republikanischen Hauptstadt gelebt und die Republikanische Sicherheit sein Leben bestimmt hätte, habe er sich stets davor gefürchtet, in Vergessenheit zu geraten, und dieses Gefühl hätte ihn schmerzlos zu vielen schrecklichen Unternehmungen befähigt, zugleich jedoch auch dünnhäutiger, verwundbarer gemacht als er es jemals zuvor gewesen sei. Jeder Geheimdienst, sagte der Schöne Hans, dringt in einem ersten Schritt so tief in die Körper der Menschen ein, dass es uns schwerfällt, seine ständige Präsenz zu spüren. Der zweite Schritt besteht darin, dass sich der Geheimdienst diesem Körper offenbart: Einerseits, indem er den Körper restlos zerstört, in dessen heißer Dunkelheit er sich eingenistet hat, oder andererseits, indem er selbst zu dem Körper wird, jede einzelne Zelle und schließlich das Herz infiltrierend, das mit jeder Sekunde mehr und mehr vergiftet wird. Interessant dabei ist, dass der Geheimdienst an sich durchaus ohne den Menschen existieren kann, aber dann nicht mehr ist als ein Wald, ein Parkplatz oder ein Berg, Dinge, die da sind, weil sie eben da sind, mehr aber auch nicht. Erst durch den Menschen entfaltet der Geheimdienst schließlich all seine mächtigen Möglichkeiten, die nur erfolgsversprechend sind, wenn sie miteinander kombiniert werden und sich auf besonders viele Menschen auswirken. Viele Menschen bedeuten jedoch ein hohes Risiko für Fehler, Verstöße und Widerstand, sodass gesagt werden kann, dass ein Geheimdienst die Kontrolle über eine möglichst große Zahl an Menschen ausüben muss, um optimal funktionieren zu können, und dass gleichzeitig eine möglichst große Zahl an vom Geheimdienst kontrollierten Menschen nötig ist, um die Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen, einen Geheimdienst vollständig vernichten zu können. Aber eigentlich wollte ich euch Jungs ja etwas ganz anderes erzählen, nur habe ich das jetzt leider längst vergessen. [...]