Mittwoch, 16. Dezember 2009

Untersuchung über die Tendenzen der vorherrschenden moralischen und intellektuellen Interessen der Schriftsteller

Antonio Gramsci, 1934:

"Für welche Formen der Aktivität haben die italienischen Schriftsteller "Sympathie"? Wieso haben sie kein Interesse für die ökonomische Aktivität, die Arbeit als individuelle oder kollektive Form der Produktion? Wenn in den Kunstwerken ein ökonomisches Thema abgehandelt wird, interessiert das Moment der "Führung", der "Herrschaft", des "Kommandos" eines "Helden" über die Produzenten. (...) Das bäuerliche Leben nimmt einen weiteren Raum in der Literatur ein, aber auch nicht als Arbeit und Mühe, sondern die Bauern erscheinen als "Folklore", als malerische Repräsentanten sonderbarer und wunderlicher Sitten und Gefühle. (...)
Man kann sicher weder einer noch mehreren Generationen von Schrifstellern vorschreiben, für diesen oder jenen Aspekt des Lebens "Sympathie" zu entwickeln. Aber dass eine oder mehrere Generationen von Schriftstellern bestimmte intellektuelle und moralische Interessen haben und andere nicht, hat dennoch eine Bedeutung, es weist darauf hin, dass unter den Intellektuellen eine bestimmte kulturelle Richtung vorherrscht. (...) Dass die Schrifsteller die produktive Aktivität des Menschen, die doch das ganze Leben der aktiven Elemente der Bevölkerung ausmacht, der epischen Darstellung nicht für würdig halten, ist noch nicht alles"

1 Kommentar:

  1. vielleicht liegt es daran, dass sich Reportagen verschiedenen Gebieten der Arbeit berichtend zuwenden und es eine Art Hemmung gibt, wie man sich literarisch zu einer Arbeit, die man selber nicht verrichtet, äussern kann, ohne dass es eben kein reiner Bericht ist...?

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