Montag, 14. Februar 2011

Seine Nase


"Christian hatte das Fahrrad die Stufen in den Park hinuntergetragen, den man in der Vertiefung eines alten Kanalbeckens hinter der Kirche angelegt hatte, Laubengänge an den Backsteinmauern, Kieswege, Blumenrabatten, und jetzt saßen sie auf einer der Bänke, die in den von Efeu und Weinlaub dichtumrankten Gängen standen, das Rad gegen die nächste Stütze gelehnt. Wäre es heller gewesen, hätte er den Schweißfilm auf ihrem Hals und ihrem Gesicht sehen können, die Schweißflecken unter ihren Armen, ihre nackten Füße scharrten leise über den Kies, die Sandalen hatte sie auf dem Gepäckträger eingeklemmt. Was ist mit dir? Sie nahm ihre Brille ab und legte sie an den Rand der Bank. Nele, du Schöne. Ihr Kopf, der mit einem Mal auf seine Schulter sank und sich dann zu ihm hob. Ihre Haare kitzelten ihn an der Wange, auf seiner Stirn, er spürte, wie eine lose Strähne über seine Augenbrauen und seine geschlossenen Lider strich. Ihre Haut war ganz heiß, blieb immer wieder an seiner kleben, geöffnete Lippen, eine gewölbte Unterlippe, eine Weichheit, die sein Kinn ertastete, verschlang, kratzige Bartstoppeln, Schweiß, den sie ableckte, seine Nase, seine Schläfen, die Stirn, zitternde Hände, die ihm die Brille abzogen und ins Gras fallen ließen, um ihn dann an sich zu drücken, ihre Hände an seinem Kopf, umfassten seinen Kopf, kämmten durch seine Haare, während ein Bein über seinen Schoß kroch, bis sie auf ihm kniete, ein reißendes Geräusch, als risse ihr Rock ein, fest gespannt an ihren Schenkeln, riss ein, rutschte hoch, ihre Bluse, unter der seine Hände ihre Hüften und ihren Rücken streichelten, sprang auf, sprang weg, und Nele befreite ihn von seinem Hemd, zerrte es ihm über den Kopf und sank, stürzte, fiel auf ihn herab, ihn umarmend, ihn an ihre Brust pressend, keuchend, lauter keuchend, wie Christian keuchte, als er die Träger ihres BHs herunterstreifte, das elastische Material der Schalen, sich in den Ärmeln ihrer Bluse verheddernd, ihre nackten Schultern dann, ihre schwere Brust, die sich an ihm, an seiner Brust quetschte, rieb, Lippen, die an Lippen saugten, Spucke, Spuckefäden, Feuchtigkeit von Zungen, heftig schluckend, alle beide.

Sie nahm es in die Hand, dass er in sie hineinrutschte, ihn führend, während sie das gespannte Gummi ihrer Unterhose beiseitezog, ein Scheuern an seinem Fleisch, ein schmatzender Ton, mit dem es geschah, und ein Innehalten, ein Zucken in ihrem Innern, bevor sie sacht vor und zurück schaukelten, anfingen, langsam vor und zurück und hin und her zu schaukeln, sie mit ihren Armen um seinen Hals und seine Schultern. Und er mit seinen Armen um sie, aneinandergeklammert, wie man sich nur fest aneinanderklammern kann, die ersten und die letzten Menschen, erste und letzte Atemzüge, seufzend, nach Luft schnappend, Bäuche, Becken, Schambeine, die voreinanderstießen, sich aneinanderrieben in der Finsternis dieses Laubengangs, ein Gleiten und Glitschen, sich aufbäumende und wieder zusammenstürzende Bewegungen, einknickende und sich wieder aufrichtende Leiber. Neles in den Nacken gelegter Kopf entblößte ihm ihre Kehle, die zum Zerreißen angespannten Sehnen ihres Halses, die er mit seiner Zunge ertastete, eine ihrer Brüste unter seiner Handfläche, zwischen der weitgeöffneten Spanne seiner Finger und seines Daumens, dessen Kuppe einen harten, in unfassliche Weichheit eingebetteten Punkt streichelte, umkreiste, mit der anderen Hand ihren Hintern stützend, ohne die Freiheiten ihrer Lust einzuschränken, ein Sichdrehen auf ihm, fast ein Röcheln, in das sie verfiel, nach und nach stärker, lauter, bevor es dann plötzlich abbrach, nur noch die Geräusche seines Atems und sekundenlang die eines glitschigen Schabens und Saugens, dem er sich entgegenstreckte, ihren Druck erwidernd, sonst nichts, den Druck, den sie brauchte, für sich, an ihm, bis es soweit war, jetzt, jetzt, und Christian spürte mit allen Fasern, wie sie sich um ihn schloss und öffnete und wieder schloss, noch fester schloss, aufschluchzend, als würde sie einen Anfall haben, einen Krampf, der sie in seinen Armen durchschüttelte, während er, nicht mehr anders könnend, Nele nun mit beiden Händen packte, um in sie hineinzustoßen, unkontrollierte Laute aus seiner Brust, ein hochkochendes Reißen, das sich bald in Schüben in sie ergoss und ergoss und ergoss, aus ihr rauslief, überall zwischen ihren Beinen war, auf ihnen, der Bank, auf der sie sich zitternd aneinanderklammerten, für Minuten umklammert hielten, indes Nele den geöffneten Mund, die weichen vollen Lippen tonlos an seine Wange presste, ihr warmer Atem auf seiner Haut."

(Ulrich Peltzer - Teil der Lösung)

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