Montag, 3. März 2014

Das Risiko der Zivilisation (Das große Gespräch über die Zukunft XIV)


"In Rudeln und Blasen sieht man die jungen Männer an den Ecken stehen. In Horden und Cliquen rotten sie sich zusammen und warten. Worauf warten sie? Sie warten auf irgend etwas; sie wissen es selbst nicht, auf was. Dabei sind sie gut gekleidet, scheinen durchaus zufrieden zu sein, verdienen wohl auch ihr angemessenes Geld. Sie folgen zwar allerlei Moden, pflegen mitunter einen kuriosen Jargon, zeigen sich indes alles in allem kaum bösartig. Aber dann kommt es zu ganz plötzlichen Explosionen, zu Aufläufen und schließlich Krawallen. Einige der Teilnehmer werden festgenommen. Aber vor dem Vernehmungsrichter sind sie wieder völlig normal: kaum aufsässig oder auch nur widerborstig. Sie reden vernünftig und ohne jede Scheu oder Verstocktheit. Viele von ihnen wundern sich hinterher, wie sie wohl zur Teilnahme an den Ausschreitungen gekommen seien. Irgendeine Absicht, irgendein Ziel weiß keiner anzugeben.

Merkwürdige Erscheinung. Weiß die Jugend wirklich nicht mehr, was sie tun soll?"

(Hans Heigert und Werner Wirsing: Stätten der Jugend. München 1958, S. 7)

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