Donnerstag, 22. April 2010

Alles ist verfügbar

Vom weiteren Herumlaufen erinnere ich mich an einen kurzgemähten Rasenhügel, ein kleines Parkstück zwischen Straßen, und dass dort eine Person war, die kniend und mit wilden Bewegungen in ihrem am Boden abgestellten Rucksack herumwühlte – bis zu den Ellbogen darin versunken und den Kopf zurückgelegt mit flehendem Gesichtsausdruck. Es sah aus wie ein Handgemenge mit etwas, das im Rucksackinneren hauste und nach der Person gegrabscht hatte, um sie zu sich herein zu zerren. Nicht weit von der Person lag eine Baseballmütze verkehrt herum im Gras, wie eine Aufforderung dort seine Münzen hinein zu werfen – für das Viele ein Eintrittsgeld zu entrichten, was da um die Mütze herum ständig passierte:

der Mann, der seinen Hund ausführte und mitsamt dem schnüffelnden Tier auf dem Fußweg genau einen Schritt neben dem Fluchtpunkt der Häusertürme stehen blieb (und also im Betrachter eine unheimliche Spannung auslöste).

Das Mädchen, das auf einer Bank in der Sonne saß, mit einem aufgeschlagenen Buch in der Hand und deren Augenbrauen und Mundwinkel sich auf eine Art bewegten, die einem gleich unmissverständlich verriet, dass sie einen im Buch beschriebenen Gesichtsausdruck unbewusst nachempfand.

Der geparkte Kleinwagen am Rand der Grünfläche, dem der Kofferraum wie ein Maul offen stand, aus dem der langsam sich drehende Vorderreifen eines Rennrads herausragte.

Ein Junge, der eine Akustikgitarre ohne Koffer oder Tasche mit sich trug, wie ein Gewehr geschultert und mit einer Hand untergehalten, was seinem Gang sofort etwas militärisches verlieh. 

Die schlaffe Haut am Oberarm einer von innen ihre Fenster putzenden Frau, die im Rhythmus der Putzbewegung mitschlenkerte und eine riesenhafte Werbetafel, zwischen den Wolkenkratzern auf einem Mast angebracht, auf der stand:

Alles ist verfügbar.

Irgendwann kam ich an einen Fußballplatz vorüber, wo ich den Spielern einer Jugendmannschaft bei ihren Aufwärmübungen zusah.

Sie liefen Runden um den Platz, ließen die Arme gegenläufig kreisen, verfielen manchmal in einen hopsenden Gang, in dem sie die Knie bis auf Hüfthöhe anzogen, liefen seitlich oder rückwärts, machten Dehnübungen und schienen sich dabei so beiläufig zu unterhalten als sei diese bedrohliche und bedrückende Wolkenmasse, die den ganzen Tag schon über der Stadt gehangen hatte, nichts weiter als ein ganz normaler Tag ohne Sonne.



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