Sonntag, 19. Juni 2011

es steht hingeschüttet in die breite Ebene des Juáreztals

Es steht:

Ein einsamer Wachmann mit Hund in

Alfredo Beltrán Leyva alias El Osito Bimbo (das Bimbo-Bärchen)

Vom Wind gestreute Plastikblumen

Opfer billiger Maisimporte sind

Stille in den Industrieparks, dass

Fliegende Händlerinnen

Es steht zur Auswahl das Drogenkartell von
Juarez
Sinaloa
Pazifik
Oder das von den Gebrüdern Leyva Beltrán

Schlangenlederstiefel und

Die Erfinder des Tequila-Mixgetränkes Margarita 1967 hinter einer Bar

Die Zwischenstation zu einem alten indianischen Pfad durch die Wüste war

Das Mitbringen der einen oder anderen Schiesserei durch den Schmuggel

Es steht:

Ein bisschen wilder Westen eben

Durch den Halt mit Bimmelbähnchen bei Lederfabrik für Cowboyaccesoires

Die Gründung 1659 unter dem Namen Presidio Paso del Norte war

Recht rasch aufgebaute, fliegende Bureaus

Das Einkaufen von Schnaps gleich hinter der Grenzbrücke in der Avenida Benito Juárez

Die billigen Arbeitskräfte, die Ware, die Grenze

Schrottberge zerlegter Autos säumen den Weg zum Friedhof San Rafael, was

Es steht:

Hütten aus Holz, Wellblech, Pappe

, weil sie 1994 zur Boomtown wird

Kein Park, kein Fussballplatz, kein Einkaufszentrum

Das Durcheinanderbringen des labilen Gleichgewichts im Norden ist

Weiter draussen Wohnviertel für Arbeiterinnen, nicht nur

Tijuana oder Mexikali, Nuevo Laredo, Reynosa, Matamoros

Heruntergekommene Häuser, kriminelle Jugendbanden, korrupte Bedienstete
der kommunalen, der staatlichen, der Bundespolizei sind

Es steht:

Chef Vincente Cavillo Fuentes, El Viceroy, der Vizekönig.
Geschäftsführer El JL oder El Dos Letros, der mit den zwei Buchstaben.
Jugendbande Los Artistas Asesinos, La Gente Nueve, Los Aztecas

Der nordamerikanische Freihandelsvertrag von 1994 ist

In wenigen Jahren wurde aus der langweiligen Wüstenstadt

Hinter der Grenze des Rio Grande liegen die USA, wo

So funktioniert das, was

Dazu das Drehen der krummen Dinge im Windschatten

Es steht:

Das Fallen der Zollschranken mit dem Freihandelsvertrag

Neue Maquiladorazonen

Hunderte von Frauenmorde

Das Nichtmithaltenkönnen des Wohnungsbaus mit der Geschwindigkeit

Der Glaube des Bruders, El Chapo habe ihn verpfiffen

Zollfreie Produktionszone seit 1967 ist

Es steht:

Es herrschen vierzig Grad Hitze

Unübersichtliche Lage

, dass Arbeitskräfte vom Süden

Ein bisschen wilder Westen

Die verbrannte Leiche des jüngsten Bruders

Felipe Calderóns Krieg gegen die Drogen ist

Es steht:

Das Werfen des Militärs in den Kampf gegen die Drogen

Die älteste Frau der makabren Galerie ist 1998 verschwunden –

Die Bürde der Schutzgelderpressung

Solche Trittbrettfahrer, die die allgemeine Kriminalität ausnutzen, sind

Hingeschüttet in die breite Ebene des Juáreztals

Das plötzliche Auftauchen des Paramilitärs und

Es steht:

Einen Bruchteil kosten

Das Nichtaufgeklärtsein der Morde und ihr Weitergehen sind

Schnurrbärte

, dass die Verbindungen durch vielspurige Strassen

Pferde tränken

Das Ergebnis des Kampfes

Es steht:

Fotokopierte Blätter an den Säulen der Arkaden

Sorgloses Spazieren am Tag ist

Autoversicherungen für die USA

Eine dem Kolonialstil nachempfundene Kathedrale ausserdem

Die mexikanische Grenzstadt Ciudad Juárez gilt

Früheres Beliebtsein als Krankenstation der USA

Es steht:

Rudolfo Carillo Fuentes alias „El Niño de Oro“, „das Goldkind“
und Arturo „El Pollo“, „das Huhn“, sind niedergestreckt

Mit provinziellem Zentrum, langweilige Wohnungsgegenden, Geschäftsviertel, Industriegebiete kann

das historische Zentrum ist ganz nett, sagte

das Gefragtsein der weiblichen Arbeitskraft

als Zentrum der Fertigungsindustrie

Es steht:

das Vergessen der Frauenmorde durch die anderen Morde

von Toni Keppeler, Cuidad Juávez

nicht mehr gesehene Frauen

Cowboyhüte sowie Baseballkappen

Ermöglicht durch den Recherchierfond des Födervereins Pro WOZ

Wenn es heiss ist, dann ist es richtig heiss

, dass Frauen als zuverlässiger, geschickter und fleissiger für die einfache Näh- und Montagearbeit

Mit Fatalismus hinnehmen der Unbeteiligten, dass

der entfesselte Raubkapitalismus

die Öffnung der Grenzen für Waren, nicht aber für



in der Zeitung,Thema, Nr. 24, WOZ, 16. Juni, 2011

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