Ich bin heute hier, um Euch zu
sagen, dass ich unaufhaltsam in die Zukunft stürze, ob Ihr dabeiseinwollt oder
nicht. Ob Ihr zuhört oder nicht. Das sage ich und sage ich, jetzt und jetzt.
Jemand hört zu, es ist immer noch jemand dabei. Vielleicht Ihr, aber wenn Ihr
es nicht seid, andere. Manche Ideengeber grüßt man indirekt; nicht alle
Zitate sind ausgewiesen - Ihr wisst wer ihr seid. Die Zukunft, in die ich stürze, da sind Menschen, schon jetzt, Menschen
mit Ohren, die hier sind. Verbindlichkeit entsteht im Politischen
nur, wo gemeinsam gehandelt wird; nicht da, wo jemand sich alleine etwas ausdenkt,
es mag so triftig sein, wie es will. [...] Praxis macht politisch klug;
Abstinenz von ihr dumm. Der Sturz in die
Praxis ist der Sturz in die Zukunft: Auflösung von mir, Verwandlung von mir, da
bin ich jetzt nicht mehr so wie jetzt. Ich bin an diese Zukunft gebunden, ABER
ich muss so tun, als gäbe es KEINE Zukunft, als sei sie NICHT hier. Als müsste
ich jetzt zu Euch sprechen, bin ich nie da in der Zukunft, bin ich nie der
zukünftige Mensch. Als stünde ich ausschließlich vor Euch, nur jetzt, und könnte
nicht weiter, vor mir das Ende, ein Tod, Ihr, ich, nur privat. Vom Tod, dem
Privaten, zu sprechen: Das ist dazu da, die Zukunft zu leugnen, das ist dazu
da, das Wort selbst zu leugnen, das davon spricht. (Ihr seid dazu da, die
Zukunft zu leugnen.) Und dabei wäre der Tod durch ein einziges Wort von mir an
Euch geleugnet, sofort: alles öffentlich, sofort, wenn ich das Wort nur jetzt
wirklich sagte, hier, und es nicht nur aufschriebe, und wegwäre. (Ich bin
bereits jetzt hineinzerrüttet ein öffentliches Verhältnis zu mir selbst: Text.)
Aufschreiben, Wegsein: Das heißt, nur immer
zu hören, ohne zu wissen, ob man selbst gehört wird, kein Wissen, nur Hoffnung.
Das ist die Stimme, die sagt: Wie peinlich, über etwas, das so viele
betrifft, reden zu müssen, als habe man sich bloß privat ein paar Gedanken
gemacht. Und die hofft oder nicht,
Verwandlung, Auflösung: weiter.
Die Textstellen sind aus dem Buch von Dietmar Dath: Maschinenwinter, S. 14 und 15
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen