Sonntag, 16. Dezember 2012

Pistolen auf mich, Adalbert Spichtig, gerichtet!


Meine sehnigen Ärmchen werfe ich in die Luft.
Puff!
Was geschieht?
Piffpaff!
Wer stürzt da? Taumelt?

Oh
Ja aber

Schafseckel Fasnächtler Geizknäpper möderisches Lumpenpack!
Soll der Spichtig –

Ihr kömmt mit einer Pistole?

Mitten in den Alpen?
Vor den Augen der Kühe
ins Antlitz der tausendswelligen Berge
mit ihrem ratlosen Saum?

hineingeknallt

in die blauen Lichtfalten
vor der weissen Gletscherzunge?
hinein in die Vogelstille?
In diese aufgestellten Wälder
wo die Vögel knapp fliegen
In die Ruhe der schlafenden Rehe
Hirsche Hasen und Rebhühner?

Nur wenige Schritte vor –?

Halt! Da steht eine Tanne, die mich an eine Sängerin erinnert.

Haltla! Ihr meint wirklich unterhalb dieses Himmels
dieses buschigen grauen Himmels
aus dem es weiche Flöckchen
euch auf die Köpfe schneit?

Aber!
Die faulen Murmeltiere, warum sollen sie es hören?

Und warum mitten im Winter?
(Ich täuschte sie, diese Fragen waren eingefädelt...)
Die Luft greift uns an die Nasen, zwickt in die Augäpfel –
Und mit nassen Füssen? Füsselitos?
Wollen wir nicht warten
(sagte ich, nicht dumm...)
bis die Schmetterlinge wiederkehren
und den Tod Spichtis feierlich umflattern
der sie stets liebte?

Längst zwar, sagte ich in die Menge vor mir
– unbeweglich stand sie, stier, ohne Horizont –
fühlt ich mich verfolgt in den bitteren
gedankenschweren Nächten
in denen ich im Bett liegend
zu den Schneebäumen lauschte
als hielten sie das Stapfen zurück,
das von zornigen Füssen sich mir näherte.
Hab ich mich, rief ich in die Nacht
und der Zipfel meiner Nachtmütze warf
einen schrecklichen Schatten gegen die Wand
nicht verständlich gemacht?

Ihr schweigt...

Lustige Schritte machte ich nun
den kleinen Pistolen entgegen...

Ha! Diese Händchen!

Ich öffnete meinen schütteren Mund.
Für Bruchteile eines Sekündeli
Beeindruckten meine zackigen Zähne
durch ihr Alter, ihre Treue, ihre Stabilität.

Die Gesichter über den Pistolen –

Das ganze Dorf stand vor mir
kam in der Neujahrsnacht
stampfte mit Fellschuhen
durch den Schnee

In diesem Augenblick begann die Tanne zu singen.

Ich nahm meinen Stock und haute dem mörderischen Lumpenpack auf den Kopf
¡Bum!
¡Bum!
¡Bum!
!Bum¡
!Bum¡
!Bum¡
¡!
¡!
¡!

Da lagen sie im Schnee.
(Allein mit ihrem Schmerz.)

Oh, wie sie aussahen!
Genau wie alle, wie ich sie kenne.

Ich nahm meinen Stock und ging in meine Hütte.

Sie aber standen auf (kümmerlich)
klopften sich gegenseitig auf den Kopf
brummten weinten nossen
kramten ihre Pistolen aus dem Schnee.
Bis zum Oberschenkel sanken sie ein
Als sie finster den Weg antraten
zurück ins blöde Dorf.

Ich sage euch
ich versank in Schwermut.

Ich schmolz Käse über dem Feuer.
Meinen vielen Pflanzen gab ich Wasser.
Das Loch meines Strumpfes stopfte ich
mit stürmischen Stichen.

Dann glich mein Herz einer Fahne.
Blau wehte sie, als ich auf die Tanne stieg
und meine sehnigen Ärmchen in die Luft warf.

Die Tiere hörten mich weinen.



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