Weil
es sich um einen bahnbrechenden Eingriff handelt, ist die ganze Zeit über,
immer wieder zwischen Nachrichtenblöcken, Features und Kurzreportagen live zugeschaltet,
ein Radioreporter im Operationssaal anwesend. Nicht hinter der Glasscheibe an
der Stirnseite des Raumes, wo leicht erhöht Sitzreihen voller Medizinstudenten
das Geschehen überblicken, sondern direkt unten am Operationstisch bei den
Chirurgen.
Zunächst
wird dem Patienten ein kleines Loch in die Schädeldecke gebohrt. Der Redakteur
vom Dienst hat sich alle Mühe gegeben, das Programm des Radiosenders möglichst
um das Sirren des Schädelbohrers herum zu arrangieren. Dieses Schädelbohrersirren,
dachte er, sind wir unseren Hörern schuldig. Sonst könnte man ja einfach
irgendein Interview mit einem Gehirnchirurgen irgendwann aufnehmen und
übertragen. Später werden dem Patienten über dieses Loch zwei Elektroden ins
Gehirn eingeführt, die nach der Operation mit einem Impulsgebenden Gerät
außerhalb des Kopfes verdrahtet werden können.
„Ganz
salopp“ fragt der Radioreporter einen der Chirurgen in sein Mikrofon, „könnte
man also sagen: ein Hirnschrittmacher?“
„Ganz
so salopp wäre das gar nicht“ antwortet der befragte Chirurg, während er das
frisch gebohrte Loch in der Schädeldecke mit Kochsalzlösung einsprüht, „Es
träfe den Nagel schon fast auf den Kopf.“
Der
Patient wurde durch Inkubations-Vollnarkose in einen Tiefschlaf versetzt.
Trotzdem öffnet er, als sich der Radioreporter nah an sein Gesicht herantraut,
für einen langen, regungslosen Blick die Augen.
„Das
ist ja sehr interessant, Herr Professor Sorty“ sagt der Reporter, „der Patient
schaut mir jetzt direkt in die Augen. Was bedeutet das?“
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