Donnerstag, 14. August 2014


Der Film Letzte Landschaften des Belgiers Buster Lee, der eigentlich Noël van den Bosch hieß und nach seiner flüchtigen Karriere als Regisseur eine nationalistische Partei für die Unabhängigkeit der Wallonie gründete, besteht gänzlich aus animiertem Kartenmaterial, auf dem sich fortlaufend die menschlichen Ansiedlungen, Ländergrenzen, Biotope und Kontinente einer fremden Welt verschieben, während eine weibliche Erzählstimme Passagen aus einem Buch vorliest, das sie als Dritter Kodex des trauernden Wanderers und der ihn umgebenden Natur bezeichnet, eine Sammlung verschiedener aufwendiger Menüs, deren Hauptbestandteil gebratenes Fleisch ist: Gebirge falten sich zusammen und wieder auseinander, Städte werden gegründet, wachsen und verschwinden, griesgrämige Binnenstaaten okkupieren ihre Nachbarn, dann halbe Erdteile und werden schließlich von internationalen Allianzen in zahlreiche, funkelnde Ländereien zerschlagen, herankriechende Gletscher begraben von Barbaren bewohnte Steppen, Asteroiden schlagen ein, Straßen entstehen, Wälder grünen und werden von der Ödnis geschluckt, tiefe Löcher tun sich auf, Küsten versinken im Meer, und neue Inseln erheben sich aus den Fluten. Der Film hört auf, wie alles aufhört: plötzlich und stumm. Ich überlegte, ob auch Noël van den Bosch als einer dieser bemitleidenswerten Teufel endete, die von einem Attentäter hinterrücks niedergeschossen worden waren, im Treppenaufgang seines Wohnhauses in Lüttich, in einem Sonnenstuhl am Ufer des Bütgenbacher Sees, vor dem verglasten Eingang des Musée de la Photographie in Charleroi oder auf dem Vorplatz der Alten Kommerzkammer im Zentrum von Namur, aber ich konnte mich einfach nicht mehr an sein weiteres Schicksal erinnern.   

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