Mittwoch, 30. September 2009
Dienstag, 29. September 2009
Brandt Sørensen
Montag, 28. September 2009
Die agrarische Revolution
Ganz ähnlich war der Lebensrhythmus der Bauern aus Shandong von Süßkartoffelmahlzeiten bestimmt.
(Jonathan Spence, Chinas Weg in die Moderne, S. 518)
Montag, 21. September 2009
Die Gewinnung der Ungläubigen
richteten sie (wie gewöhnlich) große Blutbäder an,
das gleich machten die anderen auf den übrigen Plätzen.
Der übliche tyrannische Frondienst.
Der übliche verheerende und tyrannische Frondienst.
Die üblichen Grausamkeiten und Missetaten, wie sie sich dort auch alle übrigen zur Gewohnheit gemacht haben.
Daraus folgt,
daß das, was gewohnt ist, bekannter ist,
wie der Philosoph sagt.
Weshalb die Menschen, sagt er,
ihr Gehör den Dingen schenken, die ihren Gewohnheiten entsprechen.
Und wenn man zu uns von anderem spricht, als von dem, was zu hören wir gewohnt sind, scheint es uns in der Wahrheit nicht dem, was zu hören wir gewohnt sind, vergleichbar; sondern es scheint uns weniger bekannt und somit weniger wahr, weil es uns ungewohnt ist.
Gewohnt kann es aber nicht sein, außer von vielen Akten her.
Jenes nämlich, was uns gewohnt ist, ist uns bekannter.
Der Grund dafür ist,
daß die Gewohnheit
zur Natur wird, weshalb auch der Habitus, der in der Art der Natur zu etwas neigt,
durch die Gewohnheit erzeugt wird; deswegen
sagt auch der Philosoph,
die Gewohnheit sei eine zweite Natur.
Daraus folgt,
daß man das, was man gewohnt ist,
lieber hört und leichter begreift.
Das Gewohnte nämlich ist angenehm, und was nicht angenehm ist, wird durch die Gewohnheit angenehm.
Die Gewohnheit ist ein Habitus,
oder aus der Gewohnheit entspringt ein durch häufige Akte
erworbener Habitus, der nicht im eigentlichen Sinne natürlich ist, sondern gleichsam natürlich.
Denn die Gewohnheit
macht die gewohnten Tätigkeiten so leicht, bequem und einfach, als ob sie ihren Ursprung in der Natur hätten.
Also ist es notwendig,
daß er es wieder und immer wieder vorträgt,
es erklärt,
näher bestimmt
und unterscheidet
sowie ständig wiederholt;
weiter,
daß er die
die an den Glauben und an die Religion herangeführt werden müssen,
für sich einnimmt,
sie überzeugt,
bittet
und anfleht,
sie einlädt,
lockt und bei der Hand führt.
Da ja
aus der häufigen Darstellung,
der Verdeutlichung,
Predigt
und näheren Bestimmung
sowie
aus der Erklärung der Glaubensinhalte,
der Hinführung zu ihnen,
aus dem Bitten,
Flehen,
Einladen,
Locken,
und Bei-der-Hand-Führen
in den Herzen der Zuhörer aufgrund dieser sooft wiederholten Akte allmählich eine gewisse Kraft und Disposition oder eine
angenehme Gewohnheit oder ein
Habitus erzeugt wird,
der eine gleichsam natürliche Neigung verursacht.
Doch zu den erwähnten Akten,
aus denen Gewohnheit
und Habitus erwachen sollen,
sind eine gewisse Zeitspanne,
Ruhe,
Ausgeglichenheit,
Mühe und Eifer,
sowie
eine Anspannung der Aufmerksamkeit und der anderen Kräfte
erforderlich.
Ebenso
ist eine Hinwendung zu den Worten und Taten des Predigers
oder desjenigen,
der den Glauben und die wahre Religion lehrt,
mahnt,
dazu einlädt
und davon überzeugt,
nötig.
Dies alles setzt freilich voraus,
daß die Seelen der Zuhörer mit sanfter Stimme,
freundlicher Miene,
dem Beweis guten Benehmens,
mit einnehmender Freundlichkeit der Worte,
angenehmer Führung
und erfreuendem Wohlwollen gewonnen worden sind.
QUELLE: Bartolomé de las Casas
5. Anweisung
Sonntag, 20. September 2009
Feinde
Materialien zum Unmöglichen Theater VI
Materialien zum Unmöglichen Theater V
Samstag, 19. September 2009
America's response to Wolfram Lotz' Speech On The Theatre Of The Impossible
© Josh Sullivan Richter, Iowa 2009
Comrades, beloved sisters and brothers, headhunters of darkness and gloom, thou shallt live to see the light! Only seven hour and thirty-five minutes past now, whatever your time is, you lovely eavesdroppers of disaster, only very few moments before this sparkling moment hath gone to crumble into dissolution and chaos, our very honorable, Germany-based, bow-legged Wolfram Lotz made some very lasting, very remarkable remarks, because this is what remarks are: remarkable, yes, indeed, dear fellow red-skins, green-furred campanions of truth, and this is what Lotz said: This is the way it is! Then he said: This is not the way it is. He said: The Theatre of the Impossible is possible, whatever they say. Swans of Dick, he calls them, our enemies. He said, stupid question. He talked about fiction, he talked about reality. He talked at lenght about his two cats. Fiction, he said, should not follow reality, reality should follow fiction.
We here in America have not always lived here. We shall undress and bathe under the poisonous sky in the red rain of laughter! Wherever we shall live we will listen closely to that voice that calls from that place called Beyond, which it is our mission to turn into reality, forever rejecting reality for the sake of fiction, forever moving beyond what’s to be seen.
I will now disappear, and those who see me, those un-disguised actors, those generous typo-specialists, those revolting human beings (little & small) and those revolting, huge, loud-barking horses, those will see themselves in my place, themselves on that stage which is not the world. No! It is not. It will be. It will never be. Yessir.
Freitag, 18. September 2009
REDE ZUM UNMÖGLICHEN THEATER
man hat versucht, uns zu erzählen, dass die Zeit linear vergeht. Das stimmt, aber wir glauben es nicht!
Man hat versucht, uns zu erzählen, dass alles von oben nach unten fällt. Das stimmt, aber wir glauben es nicht!
Man hat über Jahrtausende versucht, uns zu erzählen, dass wir sterben müssen. Auch wenn es stimmt, glauben wir es nicht!
Die Würstchen der Wahrheit, die für uns gebraten werden, wollen wir nicht mehr essen. Wir wollen nicht mehr Zaungäste oder Zaunkönige oder Bachstelzen sein bei den Bedingungen des Lebens, denn das hier, Brüder und Schwestern, ist unser Leben. Wir haben ein Recht darauf, über die Bedingungen unseres Lebens zu entscheiden, und nicht nur darüber, ob wir nach dem Abiball Tischler oder Schreiner werden.
Warum, frage ich Euch, warum sollten wir sterben?
Man hat versucht, uns zu erzählen, dass das Leben durch das Sterben erst lebenswert werde. Was ist das für eine Gurke!
Und falls wir doch sterben müssen, was ich bezweifle, ja, was ein Blödsinn ist, dann müssen wir das Recht haben, selbst darüber zu entscheiden. Ich will nicht sterben, und ich will nicht, dass meine beiden Katzen Samuel und Gesine sterben, wenn sie es nicht ausdrücklich wollen, und meine Katzen wollen das auch nicht!
Aber die Wirklichkeit!, höre ich die Ideologen des Bestehenden rufen. Die Wirklichkeit sei nun mal so, wie sie sei!
Aber nur, weil es stimmt, was sie sagen, müssen wir das nicht glauben!
Warum sollten wir hinnehmen, dass die Wirklichkeit über die Bedingungen unseres Lebens entscheidet? Ist für uns denn nur von Belang, ob wir vor dem Sterben Rotkohl oder Sauerkraut essen? Ob wir Talkshows oder Dokus gucken, bevor der Krebs in unseren Eingeweiden explodiert?
Nein nein nein!
Wenn wir schreiben, fordern wir eine Autonomie von der Welt! Darüber sollten wir uns im Klaren sein. Wenn wir schreiben, so schreiben wir nicht einfach die Welt ab (wie sollte das überhaupt gehen), sondern wir entwerfen Vorschläge, Änderungen, Forderungen, indem wir die Welt nicht sehen, wie sie ist, sondern wie sie für uns ist, und wie sie sein könnte, wenn man uns lassen würde, oder wie sie nicht wäre, niemals.
Wenn wir schreiben, so propagieren wir die Fiktion! Die Fiktion ist unsere kümmerliche Pfote, die aus der Mikrowelle der Wirklichkeit heraus nach süßen Früchtchen greift, die dort doch hängen müssen, an einem Baum oder meinetwegen auch an einer Wäscheleine oder an der Kralle eines dicken, fröhlichen Vogels, der dort hoffentlich seine freundlichen Runden dreht, wie dem auch sei: Wir wollen nach diesen süßen Früchtchen greifen! Wer sollte uns verbieten, nach diesen Früchtchen zu greifen! Wer will uns noch drohen, uns dann aus dem Paradies zu vertreiben, wir sind da ja gar nicht! Wir wollen Früchtchen fressen, viele süße Früchtchen! Jetzt geht’s los!
Es gibt einen Ort! Brüder und Schwestern, es gibt einen Ort! Ihr wisst, dass ich das Theater meine. Das Theater ist der Ort, wo Wirklichkeit und Fiktion aufeinandertreffen, und es ist also der Ort, wo beides seine Fassung verliert in einer heiligen Kollision. Das Theater ist der Berg Harmaggedon!
Was sind Theaterstücke anderes als Anleitungen für die Wirklichkeit?
Das Theater ist der Ort, an dem die Fiktion in Wirklichkeit umgewandelt wird. Jaja, aber dann lasst uns das auch machen!
Machen wir doch!, rufen die Würstchenpeter des Bestehenden. Das aber, Brüder und Schwestern, ist eine Lüge, und ich bitte Euch, sie als solche zu erkennen.
Denn die Fiktion, die diese Pimmelschwäne für das Theater entwerfen, hat keine Autonomie. Im Wissen darum, dass die Fiktion aufsetzen wird auf der Landebahn der Wirklichkeit, passen sie diese an die Wirklichkeit an. So opfern sie die Fiktion auf dem Altaratartrara der Wirklichkeit. Dabei darf nicht die Wirklichkeit die Fiktion bestimmen, sondern die Fiktion muss die Wirklichkeit verändern! Oder ist es wirklich unser Wunsch, zu sterben? Ist diese Wirklichkeit etwa vollkommen? Was für eine blöde Frage: Nein, natürlich nicht, sie ist ungenügend, die Wirklichkeit ist ein löchriger Schuh, den wir uns so nicht anziehen werden!
Was also haben wir zu fordern in unseren Theaterstücken:
Dass die Bäume blühen im Winter,
dass die Straße nicht aufhört, wo das Feld beginnt,
die Bombe implodiert,
der Rauch aufsteigt, bevor das Feuer entzündet ist,
dass grünes grünes Moos auf unseren Köpfen wächst,
der Pelikan bellt,
die Würstchen nicht platzen bei hundert Grad und auch nicht im Topf,
wir Elefanten zeugen können mit unserer Hoffnung oder unserem Genital,
unsere Spucke nach oben fliegt,
wir wandern können durch die Zeit, querfeldein, wie durch den Raum,
dass das Sterben nicht mehr gilt, man uns das nicht mehr nimmt,
was uns das Einzige ist: Unser Leben.
Brüder und Schwestern, das unmögliche Theater ist möglich!
Es gibt keinen Grund, mir das zu glauben, also tut es trotzdem!
Im Namen der menschlichen Freiheit, des Freischütz, Freiburgs, Frischkäses, Friederikes:
Das unmögliche Theater ist möglich, trotz allem und gerade deshalb!
Aber lasst uns nicht glauben, es könnte gelingen. Lasst uns nicht glauben, wenn es gelänge, dann sei es gelungen. Wenn es gelingt, die Wirklichkeit zu verändern, ist es wieder mißlungen, ist es die Wirklichkeit, die überwunden werden muss, in die Ewigkeit hinein!
Wir dürfen in unseren Entwürfen nicht so tun, als gäbe es ein Heil, das eben zu erreichen sei, auf das wir uns setzen könnten, wie auf eine Frotteewärmflasche.
Das unmögliche Theater ist die ewige Forderung!
Das unmögliche Theater ist das fortwährende Scheitern in eine bessere Zukunft hinein und vorwärts in die Vergangenheit!
Das unmögliche Theater ist für den Menschen, aber auch für meine Katzen und die anderen Tiere (große und kleine)!
Es ist nicht, wie es ist! Es ist, wie wir wollen, dass es wird! So ist es! So ist es nicht!
Donnerstag, 10. September 2009
Poem von Wolfram Lotz
DELATTRE
Dem französischen Vogelkundler Pierre Adolphe
Delattre verdanken wir
die Entdeckung und Benennung
der Schwarzschopfelfe
der Rosenkehlelfe
der Heloisaelfe
des Westlichen Langschwanz-Schattenkolibris
des Zimtroten Schattenkolibris
des Streifenschwanzkolibris
des Schuppenbrustkolibris
des Rosenkehl-Sternkolibris
des Smaragdkehlkolibris
des Abeille-Kolibris
des Ecuador-Andenkolibris
des Braunen Andenkolibris
des Fahlflügel-Andenkolibris
des Goldbrust-Höschenkolibris
des Funkenkehlkolibris
des Rosenkehl-Sternkolibris
des Samtbauchkolibris
des Blaukopf-Saphirkolibris
des Weißspitzen-Glanzschwänzchens
des Rotbrust-Glanzschwänzchens
des Grünen Glanzschwänzchens
des Schwarzbauch-Glanzschwänzchens
des Schwarzhöschens
der Grünkronennymphe
der Zimtbauchamazilie
der Stahlgrünen Amazilie
der Stahlamazilie
der Edwardamazilie
sowie der Langschwanzsylphe.
© Wolfram Lotz, 2009
Samstag, 5. September 2009
Freitag, 4. September 2009
Mittwoch, 2. September 2009
Tragischer Vorfall
2. Anweisung
Gedicht von Jens Ludwig
oh, du schöner Vogelsang (=Gesang der Vögel):
du klingst mir so süß
wie einst
das warme Brummen der Maschine.