Mittwoch, 28. Oktober 2009
Der Hafenmeister behielt recht. Die ersten Schiffe, haushohe, graue Ungetüme, 43 an der Zahl, stoppten circa 150 bis 200 Meter vom Hafenbecken entfernt. Möwen umflogen ihre mächtigen Aufbauten, die Antennenwälder, die glatten Flächen der Kommandobrücken, die in alle Richtungen zeigenden Waffenrohre; auf den Decks war niemand zu sehen. Eine ermüdende Ruhe lag über der Dänischen Wiek, einzig die Wellen klatschten gegen die Wand der Mole in einem apathischen Rhythmus. Die Menschen an Land fürchteten sich. Einige verließen schweigend diesen Ort, an dem alles begann, andere stürzten davon. Die Schiffe hatten sich über die ganze Bucht verteilt, ein stehendes Heer aus nicht mehr ganz neuen, aber blank geputzten Modellen, zusammengesammelt aus allen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, in allen Größen, Formen und Farben, metallene Riesen wie aus dem Mahlstrom getaucht, mit Treibstoff betriebene Könige, deren unermessliche Reiche in den Weltmeeren liegen, Golems der Seefahrt. Mitten unter ihnen ihre kaiserliche Mutter, deren Befehle sie auszuführen hatten, der sie willig gehorchten und deren strengen Blick sie auf ihren kalten Häuten zu spüren schienen. Auch das Flaggschiff hatte die Motoren gestoppt und prangte, mit roter Farbe nur rudimentär bepinselt, zwischen seinen Kindern, von denen keines die Größe der eisernen Mutter erreichte, bereit für den Erstschlag, thronend über den wogenden Wassern, den weichen Menschenkörpern dort drüben auf der Mole mit stillem Zorne drohend. Und immer noch erschienen weitere Punkte, hunderte, tausende, auf dem so unendlich weit entfernten schmalen Streifen der Horizontlinie.
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