Freitag, 30. April 2010
(Aus: Hugo van Lawick: Die Leute aus dem Wald. 20 Jahre aus dem Leben einer Schimpansenfamilie, 1988)
Aushang im Haus
DERJENIGE, DER
IMMER DEN MÜLL UNTER
MEIN FENSTER
WIRFT, DEN
AUCH
AUF??!!
- EG rechts -
Mittwoch, 28. April 2010
Freitag, 23. April 2010
Donnerstag, 22. April 2010
LIVE FROM THE WORLD
okay, we have to wait a bit. yes, i can see you. okay. as soon as the little problems with the split screen are solved, the video conference can start. yes, you're live. okay. we are very happy. it is a fantastic moment of science. we are all exicited. great. okay. this is the end of the message and we are back. yes. and what's the difference. stable beams means that we don't touch the beams no more. we have clean conditions. the beam lifetime conditions are very good. we finally have stable beams. now we will touch nothing. now we can see very nice events. people are very happy. there is another applause. thanks to stable beams. this is the cms control room. there is a lot of emotion. this is the atlas control room at a historical moment. this is actually live and here we have the head of the physics department. what an extraordinary moment. big efforts. years of effort. almost 20 years of effort. this is really a fantastic moment. we recorded collisions very quickly. what we see right now are the events from cms. the data first collected. and here we are live from cms. hi. hi cms. as you can see we really got nice events. it is a great time for us. it has taken us three attempts this morning. now we are in collision. now we have stable beams. we are just at the beginning. we are able to really start a real adventure. a newborn baby. it is really great. okay. so what can i say. it was so nice to see these two beams approaching and the event rate going up. the event rate is incredible. so many particles. so many energy. we continue to record data. what is the next important milestone. hello everybody, this is really a great moment. we drank a little bit of champagne, but not too much.
Alles ist verfügbar
Vom weiteren Herumlaufen erinnere ich mich an einen kurzgemähten Rasenhügel, ein kleines Parkstück zwischen Straßen, und dass dort eine Person war, die kniend und mit wilden Bewegungen in ihrem am Boden abgestellten Rucksack herumwühlte – bis zu den Ellbogen darin versunken und den Kopf zurückgelegt mit flehendem Gesichtsausdruck. Es sah aus wie ein Handgemenge mit etwas, das im Rucksackinneren hauste und nach der Person gegrabscht hatte, um sie zu sich herein zu zerren. Nicht weit von der Person lag eine Baseballmütze verkehrt herum im Gras, wie eine Aufforderung dort seine Münzen hinein zu werfen – für das Viele ein Eintrittsgeld zu entrichten, was da um die Mütze herum ständig passierte:
der Mann, der seinen Hund ausführte und mitsamt dem schnüffelnden Tier auf dem Fußweg genau einen Schritt neben dem Fluchtpunkt der Häusertürme stehen blieb (und also im Betrachter eine unheimliche Spannung auslöste).
Das Mädchen, das auf einer Bank in der Sonne saß, mit einem aufgeschlagenen Buch in der Hand und deren Augenbrauen und Mundwinkel sich auf eine Art bewegten, die einem gleich unmissverständlich verriet, dass sie einen im Buch beschriebenen Gesichtsausdruck unbewusst nachempfand.
Der geparkte Kleinwagen am Rand der Grünfläche, dem der Kofferraum wie ein Maul offen stand, aus dem der langsam sich drehende Vorderreifen eines Rennrads herausragte.
Ein Junge, der eine Akustikgitarre ohne Koffer oder Tasche mit sich trug, wie ein Gewehr geschultert und mit einer Hand untergehalten, was seinem Gang sofort etwas militärisches verlieh.
Die schlaffe Haut am Oberarm einer von innen ihre Fenster putzenden Frau, die im Rhythmus der Putzbewegung mitschlenkerte und eine riesenhafte Werbetafel, zwischen den Wolkenkratzern auf einem Mast angebracht, auf der stand:
Alles ist verfügbar.
Irgendwann kam ich an einen Fußballplatz vorüber, wo ich den Spielern einer Jugendmannschaft bei ihren Aufwärmübungen zusah.
Sie liefen Runden um den Platz, ließen die Arme gegenläufig kreisen, verfielen manchmal in einen hopsenden Gang, in dem sie die Knie bis auf Hüfthöhe anzogen, liefen seitlich oder rückwärts, machten Dehnübungen und schienen sich dabei so beiläufig zu unterhalten als sei diese bedrohliche und bedrückende Wolkenmasse, die den ganzen Tag schon über der Stadt gehangen hatte, nichts weiter als ein ganz normaler Tag ohne Sonne.
Mittwoch, 21. April 2010
Der Monolog des LdF (Leiter des Fortgangs)
Dienstag, 20. April 2010
(ich sah etwas, das ich gern verschweigen möchte, aber ich kann nicht, nein nein, ich kann doch nichts verschweigen: Meine Eltern, meine Geschwister, meine Großeltern, die Brüder meines Vaters, meine Cousinen, die Schwager und Schwägerinnen – sie alle hatten sich eingefunden, in Sonntagskleidung, auf dem Marktplatz dieser Stadt, zwischen dem Jahrmarktsriesenrad und der Bude einer dicken Zuckerwatteverkäuferin namens Pallas, deren Gesicht die Züge eines mordlüsternen Ziegenhirten aufwies, eine große Gruppe von fast fünfzig Personen, zu einem Pulk vermischt, eine Masse von Barbaren und Hohlköpfen, törichtes Blut, eine Rotte des Schwachsinns und der Eitelkeit – und zwischen ihren Leibern sah ich mich hin- und her huschen, meine dünne Kindergestalt zwischen Hosen und Röcken – sie, die mich liebten, schlugen mit ganzer Kraft auf denjenigen in ihrer Mitte hinein, ich hörte mein verzweifeltes Quieken, „Io-ii! Io-ii!“, ausgestreckte Arme mit Fäusten daran hoben und senkten sich immer und immer und immer wieder, das Gelächter der Mädchen, der alten Männer und Frauen – sie schlugen, sie schlugen, sie schlugen mich ja! Und dann, plötzlich und wie auf ein Zeichen, das allen, nur nicht mir galt, stoben sie auseinander, wie auf einen Steinfußboden geworfene Getreidekörner, schwirrten, todessehnsüchtigen Schmeißfliegen gleich, zwischen den Fahrgeschäften umher und sammelten sich schließlich vor dem Eingang der Geisterbahn, unter den blitzenden Augen eines riesigen, fahlen Pappmachéskeletts, aus dessen Lautsprechern jemand inbrünstig und unentwegt „Nur dem Abgrund entspringt das Neue, die blutige Frucht Gehennas!“ über den Platz brüllte – dort betrat meine gesamte Familie die unergründliche Dunkelheit des Gespensterkabinetts, die grüne Flügeltür mit der Aufschrift „Hereinspaziert, wir wollen Freunde sein!“ schloss sich krachend hinter ihnen, ich blieb allein zurück, ohne ihnen nachlaufen zu können, und Tränen, echte Tränen, liefen mir aus den Augen, salzige Rotze sammelte sich in meinem von zügelloser Trauer aufgerissenen Mund.)
Liebe Freunde, ihr wisst es ja:
Ich dachte, ich spreche es mal an, dass wir uns ja davor noch so ein paar Sachen überlegen müssen, nämlich:
Wer liest?
Was lesen wir?
Und - um Himmels willen - wie lesen wir es?
Ich hätte folgende Vorschläge:
- Bis zum Wochenende trifft jeder eine Auswahl von Texten aus dem Blog - vor allem eigener, aber auch die Texte anderer, auf der man nicht verzichten möchte - und schickt dann die Auswahl an alle.
- Die Texte lesen wir dann chronolgisch, wie sie auf dem Blog veröffentlicht wurden
- Wir könnten dann zu den Texten jeweils auch die Kommentare lesen (wobei wir natürlich auch noch nachträglich weitere hinzuschreiben können); dafür könnte der oder die, wo gerade liest, vorne sitzen und die anderen im Raum verteilt. Ich denke, dass wäre eine Möglichkeit, um zu zeigen, dass es sich um die Lesung aus einem Blog handelt. Aber hoffentlich habt ihr da noch weitere Ideen?
- Die abwesenden Autoren - leider ist es ja die existentielle Beschaffenheit einiger von uns abwesend zu sein
- müßten dann doch als Toneinspielungen vorkommen. Die Aufnahmen müßten wir anwesenden Autoren für Euch abwesende Autoren, Adalbert, Felix, E. Wildenthal übernehmen - aber so dass trotzdem Eure Stimmen zu hören sind und nicht unsere.
- Moderation: Choleda sollte uns am Anfang Anmoderieren, auch sagen, dass es eine Lesung aus unserem Blog ist etc. - dann legen wir los, ohne weitere Zwischenmoderationen. Wir dürfen nicht vergessen, ihr das kurz vorher nochein (oder zwei- oder drei-)mal zu sagen!
Weitere Fragen / Bitten, die sich aus diesen Vorschlägen ergeben:
- Kann jemand aus den Texten, die wir uns schicken, ein Skript machen und es dann nochmal an alle schicken?
- Wer kümmert sich um die Aufnahmen?
- Wo kommen die Stimmen her?
- Soll es Musik geben? Wer spielt sie?
Außerdem habe ich Choleda gerade eine E-Mail geschrieben, dass sie rausfinden soll, ob es eine Anlage gibt, an die wir einen MP3-Player anschließen können, bzw. von der wir eine CD abspielen können.
Schreibt, ihr Lieben, schreibt oder lasst anders von Euch hören!
Hannes
=
Donnerstag, 15. April 2010
Dienstag, 13. April 2010
Übersicht
Donnerstag, 8. April 2010
Die allgemeine Situation
Sie wissen, über mich wurde vieles gesagt, unter anderem hieß es, die Person, die ich wurde, das heißt diese öffentliche Figur, habe mich daran gehindert, mich im Privaten, d.h. als Mensch weiter zu entwickeln, fortzuentwickeln, da diese Art der Existenz, also diese Öffentlichkeit, der bald alles gehörte, was mich betraf, auch alles das von mir fernhielt, was dazu hätte führen können, dass ich mich aus einer zutiefst innersten Notwenigkeit heraus zur einer Welt hätte verhalten müsse, die mich auch verändern und so zu meiner Welt hätte werden können.
In der Tat habe ich seither ohne diese Welt, ohne überhaupt eine Welt auskommen müssen; einer Welt, die, was auch immer sie hätte sein können, zweifellos eine Welt der Menschen gewesen wäre und die das für Sie, Menschen, die Sie dort in dieser menschlichen Welt leben, auch zweifellos ist.
Ich spreche daher, da ich über die Welt der Menschen nichts sagen kann, heute abend auch nicht als Mensch zu Ihnen, sondern ich spreche zu Ihnen als Teilnehmer an einem Geschehen, das vielleicht bei den Menschen seinen Ursprung hat, sich ansonsten aber vom Menschen entfernt. Es ist ein Geschehen, an dem ich bereits seit mehr als einem halben Jahrhundert beteiligt bin, und das Sie kennen, weil sie es über Personen wie mich bereits miterlebt haben, aus der Ferne, als Zuschauer, wie jetzt hier heute abend. Miterlebt, scheinbar, nicht wirklich erlebt, nicht als Menschen daran teilgenommen, d.h. nicht wirklich als die Menschen, die sie dann nämlich sein müßten. Es ist ein Geschehen, wie ich sagte, das sich vom Menschen entfernt, und dessen Teilnehmer keine Menschen sind, sondern Figuren in einer Öffentlichkeit, einer rätselhaften äußeren Welt, die man von ferne betrachtet, an der man nicht teilnimmt, an der aber, das will ich Ihnen sagen, bald alle Menschen teilnehmen werden, wirklich teilnehmen werden, als wären sie ich, als stünden sie wie ich hier auf dieser Bühne.
Wo alle Menschen wie ich sind, auf einer Bühne, dieser Bühne hier oder einen anderen, wird der Zuschauerraum leer sein, menschenleer. Die Menschen werden den Zuschauerraum verlassen haben und die Bühne betreten haben. Ob sie dann noch Menschen sind, kann ich nicht sagen, ich weiß nur, für mich wird dann auf dieser Bühne kein Platz mehr sein, denn es gehört zu mir, dass ich den anderen Menschen etwas voraus habe, dass ich hier, wo ich bin und Sie alle mich sehen und Sie alle mich hören, der einzige bin, und das wird dann nicht mehr der Fall sein. Aber wohin, das frage ich Sie, wohin sollte ich gehen. Als ich jung war, bevor ich der wurde, der ich bin, war ich ein Zuschauer wie Sie, Zuschauer bei einem Geschehen, dass mich von Ferne ergriff, mich bewegte und mitnahm, am Ende aber immer wieder dort zurückließ, wo sie heute stehen, und wo Sie, nachdem ich geendet habe, wieder stehen werden, im Zuschauerraum, bei sich, mit ihren eigenen Gedanken. Nichts schien damals darauf hinzudeuten, dass ich einmal nicht würde zurückkehren können - und es ist eigentlich bedeutungslos, weil unerklärlich, wie es dann doch hatte anders kommen können, und dieses ferne Geschehen zu dem hatte werden können, was es wurde, meinem Schicksal, ein Schicksal, das mich von mir selbst, als einem Menschen, entfernte, eine Tatsache, die aber ebensowenig mehr von Bedeutung ist, selbst für mich nicht, den es betrifft. Entscheidend ist, dass ich auch zu dem Zeitpunkt, wenn ich die Bühne einmal werden verlassen müssen, und das wird bald, sehr bald schon der Fall sein, nicht in den Zuschaueraum, zu mir selbst werde zurückkehren können, der Weg zurück ist mir versperrt. Er ist es jetzt, weil Sie noch immer dort sind und ich dort bei Ihnen bei Ihnen nichts sein kann, weil ich dort bei Ihnen nicht der wäre, der ich bin; und er wird mir auch dann versperrt bleiben, wenn Sie dort bei sich Platz gemacht haben werden und hier an meiner Stelle stehen, in einer noch viel rätselhafteren Welt, preisgegeben an ein Geschehen, das aus einer noch größeren Ferne über Sie und ihr Innerstes gekommen sein wird wie ein dunkles Schicksal - denn dort, wo sie jetzt stehen, und bald nicht mehr, dort im Zuschauerraum, in diesem Raum ohne Menschen, an diesem menschenleeren Ort, werden dann bereits andere stehen, andere Zuschauer, ein neues Publikum, der neue Grund, ferne Anlass, die unerklärliche Rechtfertigung für dieses dunkle Schicksal, über das ich bereits jetzt zu Ihnen sprechen kann und gesprochen habe, das jetzt schon ein wenig mein Schicksal ist und bald, soviel kann ich Ihnen sagen, Ihrer aller Schicksal sein wird und durch das mir der Weg zurück versperrt sein wird, der Weg zurück dahin, von wo ich ursprünglich kam und von wo aus ich insgeheim auch jetzt zu Ihnen spreche.
Wer sind sie, diese neuen Zuschauer, diese ferne Anlass und finstere Grund, welche bald den Saal bevölkern werden, nachdem alle Menschen ihn verlassen haben - wer sind sie? Es sind keine Menschen, es werden keine Menschen sein können, den sonst hätten Sie hier dort bleiben können, wo Sie jetzt sind, oder ich hätte - so unwahrscheinlich es ist - zu Ihnen zurückkehren können und wir hätten gemeinsam an diese Stelle hier geschaut, wo ich jetzt vor Ihnen stehe, und wo dann jene anderen Zuschauer ihren Auftritt hätten, vor unseren Augen, sie, die dann auch keine Zuschauer wären, sondern seltsame Wesen, zu unserem Vergnügen da hin gestellt und in der vollen Gewalt unserer Betrachtung. So wird es nicht sein. Sie werden nicht auftreten - sie werden schon da sein, bald schon, plötzlich, keine Menschen, wie Sie es sind und wie ich es immerhin einmal war, worauf ich noch immer mit jedem Wort, jeder Bewegung meines Körpers, mit dieser Frisur, die Sie kennen, und diesem Gesicht, das Sie kennen, hinweise und hinweisen muss, auf diese meine Herkunft von den Menschen, von Ihnen. Die Herkunft dieser anderen aber, Ihrer Nachfolger und auch der Ort, von dem sie kommen, wird unbekannt sein, sie werden aus einem Nebel über uns kommen, der uns plötzlich umhüllt, dieser Nebel, der unser Schicksal sein wird, da er uns von Ihnen trennt, von ihnen, die doch der Grund, die Rechtfertigung für alles sein werden, was dann hier mit uns geschieht, so wie Sie, die Sie jetzt hier vor mir stehen und mir zuhören, jetzt gerade in diesem Moment der Grund für das sind, was hier mit mir geschieht und was Sie aus ihrer Ferne heraus, aus ihrer menschlichen Welt heraus miterleben können, ohne wirklich teilzunehmen an mir, ohne dass Sie es müssten. Die Ferne aber, die Ihr Schicksal ist, dem keiner von Ihnen entgeht, wird größer sein, als die Ferne, die mich jetzt von Ihnen trennt, und zutiefst furchterregend, und Sie werden in ihr nicht als Menschen bestehen, denn die Augen, die Sie betrachten, aus dieser größeren Ferne heraus, und diese Ohren, die Ihnen zuhören, diese Augen und Ohren, werden nicht die Augen und Ohren von Menschen sein, es werden nicht einmal Augen sein oder Ohren, und die da schauen oder hören, wenn sie es tun, haben nicht, wie ich, ihren Ursprung bei den Menschen, und nichts, was sie tun, wird auf die Menschen hinweisen und ihren ursprüngliche Ort, der verloren sein wird, Sie nämlich, Sie werden verloren sein, Sie werden ohne Ort sein und verloren.
Und wohin soll ich gehen, ich, der ich hier zu Ihnen spreche? Ich kann nirgendwo hin, nicht zu den Menschen, nicht an diesen Ort, wo dann keine Menschen mehr sind, nur jene anderen, die von dort aus auf uns schauen. Ich werde nur, ohne dass ich irgendwohin kann, von wo ich zurückkehren könnte, zurückkehren, wieder und wieder, denn dass muss ich, zurückkehren, weil es keinen Ort für mich gibt, um von dort, um dorthin zu verschwinden, und es wird, wenn ich zurückkkehre, so sein, als ob ich nicht da bin, und doch werde ich da sei, und es wird so immer ein Unheil sein und ein Zeichen, dass es bald wieder soweit ist und Menschen verschwinden, dass sie fortgehen, ohne dass sie es wollten, oder dass sie einfach fort sein werden und fehlen, ohne dass jemand weiß, wohin sie verschwunden sind oder verschwunden sein werden.
Ich sage immer, dass sie es werden - werden, sage ich, denn es ist die Zukunft, von der ich spreche, nichts also, was Ihnen bekannt ist, nicht einmal mir, eine Zukunft, auf Sie sich nicht vorbereiten können und auf die auch ich Sie nicht vorbereiten kann, mit meinen wenigen Worten, sondern die eine Zukunft ist, die uns ereilen wird, in wenigen Stunden schon, am 25. Juni im Jahr 2009, heute, am letzten Tag unseres bisherigen Lebens.
Es wird dann auf jene ankommen, die mich gesehen haben und durch mich das Unheil, von dem ich spreche und von dem ich dann nicht einmal mehr werde sprechen müssen, und die trotzdem bleiben, die ausharren, im tiefsten Schrecken, einem Schrecken, den sich kein Mensch ausdenken könnte, den aber jene, die ich meine, jene wenigen, auf die es ankommt, als Menschen erfahren, durch den sie hindurchgehen werden, und keiner kann sagen, ob sie am Ende als Menschen wieder herauskommen, als lebendige Menschen den Schrecken erlebt und überstanden haben werden und trotzdem noch leben, was genau das sein wird, worauf es ankommt: dass sie trotz allem noch leben.
Die meisten Menschen aber, die gelebt haben, werden einfach verschwinden und fortgehen.
Sie werden beschließen, dass es nicht zu ertragen ist, denn es ist nicht zu ertragen, es wird nicht zu ertragen sein, werden sie sagen, wo auch immer sie sind.
Donnerstag, 1. April 2010
Herzogenrath
Wir sitzen hier zu dritt in einer Reihe, vor uns diejenigen, die uns hören werden. Nichts weist sie auf das Kommende hin. Es gibt aber auch noch einen vierten, den sie nicht sehen. Es ist eine jüngere Frau mit einem groben Hut aus braunem Filz; unter dem Rand des Hutes gehen ihre Haare bis über beide Ohren. Sie ist als Ingenieurin in Herzogenrath mit der Herstellung von widerstandsfähiger Hochleistungsleisungskeramik befasst.
Keramik ist der Werkstoff der Zukunft,
Keramik,
keramische Waelzlager, hochtemperaturstabile Fasern, piezokeramische Sensoren und Aktoren, Funktionskeramiken, piezokeramische Multilayer, Bieger und Schichten, die als Aktoren oder Sensoren wichtige Systemfunktionen erfuellen, Blei-Zirkonat-Titanat, Sensoren, Aktren, leitfaehige Schichten, Schutzschichten oder Antireflex-Beschichtungen, aktive, ansteuerbare Fasern, Fasern als integrierter Drucksensor,
insgesamt elektrische, dielektrische, magnetische oder optische Eigenschaften.
Keramik ist der Werkstoff der Zukunft.
Kein anderer Werkstoff kann so extreme Belastungen ertragen.
Keramik war das erste kuenstliche Material, das Menschen schufen, und auch nach etwa 8 000 Jahren ist das Potential nicht ausgereizt.
Wo Metalle und Polymere an ihre Grenzen stossen, erweitern Keramiken die Einsatzfelder,
die Zukunft,
von meinem Fenster aus gesehen