Donnerstag, 29. Juli 2010

Unholds Monolog

Unhold: In eine Vase rufend.
Mein Vater ist Weltraumschrott
Meine Mutter ist Weltraumschrott
Ich bin Weltraumschrott.
Mein ehemaliger Englischlehrer ist Weltraumschrott
Und der Mathelehrer auch.
Der Wind ist Weltraumschrott
Und das Licht
Und der Rauch.
Weltraumschrott!
Der Schlag meines Herzens
Das Fernsehprogramm
Meine sozial’n Kompetenzen:
Weltraumschrott!
All unsre Schmerzen
Das Hoffen und Leiden
Das Zwitschern der Schwalben:
Schrott! Schrott! Weltraumschrott!
Der Baum im Hof
Der Strauch in der Heide
Das Gras auf der Weide:
Weltraumschrott!
All unsere Hasen
Ihre Öhrchen und Nasen
Die Lichter am Abend
Spinat und Kartoffeln
Messer und Gabel
Kralle und Schnabel
Kain und Abel
Der Turmbau zu Babel:
Weltraumschrott!
Alles, alles
Weltraumschrott!
Weltraumschrott!
Weltraumschrott!

Aus: Wolfram Lotz - Einige Nachrichten an das All, II. Das Loch, das der Hund buddelt

Sonntag, 25. Juli 2010

Alle, Alle, Alle!

All die Bergränder herunterschauenden Bäume

all die Abgründigen Aufgereihten

all die trockenen Feldssandflüsse Felswandfalten

all die Kiesbäche in den Wäldern die Felsenstufen

all die grossen Treppen

all die über allem ausgeleerten Bäume

all die Knäuel Wiesenflecken Stromkabel

all die Zeilenspanner

all die von Stahlträgern getragenen Geschichten

all die Falten: geeignet für den Aufenthalt von Blicken

all die Ineinanderverschobenheiten weissen Flüsse Nähte

all die Felstropfen Felstafeln Felsinschriften Schriften

all die Spuren in den Wäldern Schattenwürfe Unruhen

all die Kurvenstrassen Stauseen hellen Randsteher

all die lockerlichten Tannenwälder Wiesenwaldböden Schürfungen

die Splügenpässe Skilifthäusschen glänzende Bergflüssigkeiten

All die Tannen aus dem Tannenmeer die Schneeflecken

All die ausgegossenen Bachfäden Spuren Flächen

all die Wanderer

all die steinblitzenden steinauftauchenden Tiere aus der Wiese

Samstag, 24. Juli 2010

Unser Scheitern an Österreich

HENDY (auf einem erratischen Betonblock stehend):

Am Anfang war die Republik

Ganz am Anfang

Und es stellt sich die Frage

hier

jetzt

Ist sie noch

Diese Republik

Ist sie noch

Ist sie noch

Lange Pause.

Ich bin Hendy

Sohn eines Entstellten

namens Abul

Meine Mutter starb

einige Minuten vor meiner Geburt

Man schnitt mich aus ihrem eiternden Leib

und mein Vater

Abul

war sehr verwundert

wie klein ich doch war

nach meiner Geburt

ein Wurm nur

ein Winzling

und wie schnell ich doch wuchs

Nur ein Jahr später sah ich schon

ganz anders aus

ganz anders

und größer

mit Zähnen

und Haaren

und mein Gesicht glich

dem eines Kindes

eines normalen Kindes

Noch heute beschäftigt ihn das

und er kann nicht glauben

dass ich es bin

ein Säugling

ein Kleinkind

ein wachsender Mensch

Längere Pause.

Ich bin Hendy

Sohn des Abul

dem ein Auge fehlt und der Unterkiefer

und dessen Hände aussehen wie Füße

und dessen Füße zerfressen sind

von Maden

und eingewickelt sind

in blutige Lumpen

Ich bin noch sehr klein

und weiß noch nicht viel

von der Welt

und ihren Menschen

Und auch von den Pflanzen

und Tieren

weiß ich nicht viel mehr zu sagen

als dies

Sie sind

für einen Augenblick

hier

So wie wir

Ich

und mein Vater

der entstellte Abul.

Längere Pause.

Dies hier ist die Republik

Wir haben sie uns nicht ausgesucht

Sie war schon da

bevor wir kamen

Doch es stellt sich die Frage

Ist sie eigentlich noch

so wie wir sie kannten

Diese Republik

Ist sie eigentlich noch

Ist sie eigentlich noch

da

HENDY steigt herab und verschwindet von der Bühne.

Aus: Sascha Macht - Brazzaville, ERSTER AKT: DIE GROSSE FURCHT

Donnerstag, 22. Juli 2010

Unser Scheitern an der Schweiz


DIE SCHWEIZ IST KRANK,
DENN HIER STEHT BERG AN BERG.

Waslaw Nijinsky

Donnerstag, 15. Juli 2010

"& thus I dependeth on you tender fools in this time for mourning."

- Sir Wiliam Galsbry

Dienstag, 13. Juli 2010

Nachtrag zum Post von Hannes Becker vom Dienstag, den 13. Juli

Die Hunde hatten die Stadt erreicht.

Auf dem Dalles im Licht der roten Sonne stand der Siegerländer Kuhhund.
Der Altenglische Schwarze Terrier stand an einen Baum hinter dem Rathaus und noch einen Baum weiter hinunter stand der Getönte Terrier.
Der Weiße Terrier stand vor dem Eingang zum Entenhaus am Teich im Park.
Die Belgische Bracke stand da, wo früher das Altkönigstift gestanden hatte.
Auf den Hühnerbergwiesen rannten der rotgefleckte Agassin und der Basset d’Artois im Kreis umeinander herum, immer im Kreis, immer weiter herum.
Der Siegerländer Kuhhund stand vor jetzt vor dem Eingang zum Burghof.

Mittwoch, 7. Juli 2010

adam zeugte set, und set zeugte enosch, und enosch zeugte kenan, und kenan zeugte mahalalel, und mahalalel zeugte jered, und jered zeugte henoch, und henoch zeugte metuschelach, metuschelach zeugte lamech, und lamech zeugte noach, und noach zeugte herbert, und herbert zeugte wilhelm, und wilhelm zeugte friedrich, friedrich zeugte karl, karl zeugte rudi, rudi zeugte thomas, thomas zeugte walter, walter (der als elektriker sein ganzes leben in einem einzigen betrieb arbeitete) zeugte karsten, karsten zeugte kevin, und kevin geht umher, er blickt hinauf in die bäume, die an der strasse aufgereiht stehen, und er geht einkaufen, und abends sieht er im fernsehen eine sendung, in der amerikaner in ungarischen schlössern auf geisterjagd gehen, mit digitalkameras in die finsternis fotografieren und manchmal ist auf den fotos etwas zu sehen, leuchtende punkte, aber das ist nur staub, der im blitzlicht reflektiert, ein blöder zufall, sonst nichts.

Aus: Wolfram Lotz - Einige Nachrichten an das All

Dienstag, 6. Juli 2010

Die endlosen Wege

Alles, ein kleines Feldhuhn,
zerblüht am Rand
der ausgewogenen Worte -
Lobgesänge,
aber zu Recht.

Von vorneherein
habe ich
alles gewusst.

Wo war alles nur, als ich es wußte?

Nicht einmal die kleinen
Flecken kann ich erklären,
die grauen Stellen
im ständigen Licht -
es wird immer
was Großes daraus,
das ich nicht mehr begreife.

Die Grenzen verschwimmen.

Es gibt hier noch schöne Reste,
geschälte Schalen,
die essbar sind, manchmal
berechtigte Klagen;
aber gut
ist das nicht.

Oh, ihr freundlichen Hühner!

Ein letztes Wort an meinen Vater -

Seit 2000 Jahren
verlassen sich die Chinesen
auf ihr Tierhoroskop,
unser Jahrgang
steht unter dem Tierkreiszeichen der Ratte.

Wie ein verworrenes Gewässer
im falschen Licht,
bleibt mir nichts sonst zu wünschen.

Alles ist leer, ja,
allerdings!

So will ich es haben.
AM ABEND DES 17. JUNI 2010 FÜHRTEN RONNY K., MARCO F. UND MIKE K. IHREM BEKANNTEN SVEN W. BEIM ZELTEN EINE LEERE BIERFLASCHE GEGEN SEINEN WILLEN IN DEN ANUS EIN. SO HATTE DIESER DAZULIEGEN, WÄHREND SIE KARTEN SPIELTEN. WÄHRENDDESSEN LIEF VOR DEM ZELT (ROTES NYLON) EIN DACHS AUF UND AB, AUF DER SUCHE NACH HERABGEFALLENEN HASELNÜSSEN, DIE ER MIT SEINEM KRÄFTIGEM KIEFER PROBLEMLOS ZERKNACKTE. GAR NICHT WEIT DAVON (CA. 7-9 METER) ÖFFNETE DIE ACKER-LICHTNELKE (SILENE NOCTIFLORA) GERADE IHRE HERRLICHE WEIßE BLÜTE IN DER HEREINBRECHENDEN FINSTERNIS. SO VERGING DIE ZEIT, DENN DAS IST IHR WESEN.

Aus: Wolfram Lotz - Einige Nachrichten an das All

Montag, 5. Juli 2010

Wir sind bereit!
Heute, in der Badi Altendorf, sah ich Ilija Trojanow in einem rosafarbenen Hemd.

Freunde, was hatte er da zu suchen?

Sonntag, 4. Juli 2010

"Ein anderer Titel dieser Vorlesung [...] könnte also lauten: 'Der unmögliche ROMAN'. In diesem Falle wäre die jetzt beginnende Arbeit = Erforschung eines großen Sehnsuchtsthemas, das in unserer GESCHICHTE herumgeistert: Der TOD der Literatur geht um; man muß diesem Gespenst ins Auge sehen, ausgehend von der Praxis --> Es handelt sich also um eine angestrengte Arbeit: zugleich ruhelos und aktiv (es muss nicht immer das SCHLIMMSTE eintreten)."

Freitag, 2. Juli 2010

Begrüssung zum neuen Schuljahr (von Herr Bättig)
Die Kantonsschule Ausserschwyz (KSA) beginnt das neue Schuljahr 2009/2010 mit total 567 Schülerinnen und Schülern, 80 Lehrpersonen und 25 Mitarbeitenden. 344 Schülerinnen und Schüler besuchen den Unterricht in 16 Klassen vor allem in Schulhaus Pfäffikon, 223 in 11 Klassen vor allem in Nuolen. Von den total 567 Schülerinnen und Schüler sind 314 Mädchen, 253 Knaben.
Am ersten Schultag wurden die 121 neuen Erstklässler zunächst von der Schulleitung in Lachen, dann an den jeweiligen Standorten von der ganzen Schulgemeinschaft willkommen geheissen. Willkommen geheissen wurden auch acht Lehrpersonen, welche neu an der Kantonsschule Ausserschwyz unterrichten.
Auch dieses Schuljahr wird voller Ereignisse sein, kein Tag ist wie der andere. In den festen Strukturen des Schuljahres spielt sich die persönliche Auseinandersetzung mit Individuen ab: Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler, Mitarbeitende, rund 700 Persönlichkeiten bilden die lebendige, anspruchsvolle Schulgemeinschaft der KSA, die zusammen Ziele erreichen will. Das grosse Bildungsziel ist letztlich die Hochschulreife.
Wir freuen uns auf die vielen Chancen, welche das neue Schuljahr bereit hält.
Die Schulleitung

Lokalpresse

Stimmt es, Freunde, wie ich hörte, dass alle hier, außer mir, der nur im Kino gearbeitet hat, früher einmal, bevor alles begann, für die Zeitung geschrieben haben, die es dort gab, wo ihr herkommt, die Lokalzeitung?

Sagt doch, welche? Welche sind es denn, wie ist ihr Name?

Donnerstag, 1. Juli 2010



"Karl Hubert Weisling zeichnet in seinen Texten - unterlegt von intellektueller Reflexion, doppelbödigem Humor sowie emotionaler Tiefe - nah am Puls des Lebens im postmodernen urbanen Gefüge ein wortgewaltiges, pointiertes und bildreiches Panorama des Individuums unserer Tage - getrieben, zerrissen, bisweilen scheiternd."

Was säged da üsi Alpakas?