Sonntag, 2. Mai 2010

WO IST DIE SCHWEIZ?

7 Kommentare:

  1. Und einmal saß ich in der Schweiz und habe Pizza gegessen, als der Kellner kam und mich fragte: Bisch du Stripperin?
    Das hat mich schon sehr irritiert, muss ich sagen, dass man sowas in der Schweiz gefragt wird. Fast wollte ich gar nicht mehr in der Schweiz sitzen und Pizza essen, es stellte sich dann aber heraus, dass der Kellner eigentlich gefragt hatte: Gehsch zur Streetparade? - Ob nun die Schweiz ein guter Aufenthaltsort ist, ich weiß es nicht. Vielleicht würde ich gern noch einmal dorthin. Ja, aber wohin denn? Wohin denn nur?

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  2. Und einmal befand ich mich an einem Sonntagnachmittag in einer Landschaft namens "Oderbruch" (nahe meines Geburtsortes, wie ich heute wieder weiß) - dort wurde mir plötzlich gewahr, dass ich doch eigentlich ein Schweizer sei, ja, immer schon ein lieber Schweizer gewesen sein musste. Ich blickte mich um und sah nur die weiten braunen Felder, den Rand eines Birkenwäldchens mit einem verlassenen Hochsitz davor, den riesigen, weisen Himmel und unter meinen Füßen die Andeutung des Hügels mit einigen trauervollen Stoppeln darauf. Da fiel ich wehklagend auf die Knie, schrie und weinte und wühlte mit den bloßen Händen in der feuchten Erde: "Wo sind die Berge? Wo ist die Schweiz?"

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  3. Und einmal traf ich ein Mädchen, das war Schweizerin. Und dann traf ich noch ein Mädchen, das war auch Schweizerin. Und beide waren so wohlgeordnet und klug, dass mir ganz fabelhaft um die Nase wurde. Der aufopfernd liebende, hingebungsvoll am Feldbettchen wachende, die grausig entstellten Negerkinderchen spritzend und salbende Albert Schweitzer hingegen war mir schon zu Grundschulzeiten suspekt. - Wenn ich also heute den Weg noch einmal finden würde, dann wollte ich unbedingt in die Schweiz und keinesfalls in die Schweitz. Was das angeht, bin ich mir ganz sicher.

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  4. Und einmal erfuhr ich am Hauptbahnhof Paderborn von einem Mitglied des fahrenden Volkes namens Plumbert, dass ein Schweizer in mein Mietshaus am Rand der schönen Stadt Zucklingen gezogen sei - Johann Turtschi oder Trütli oder Tütteli oder Tutmosis oder so ähnlich. Ein reizender Kerl, winzig wie ein Küchenhocker, die Stirne glatt und leuchtend wie Alabasterstein. Und seine Äugli, Herrschaftszeiten! Wenn er mich anblickte beim Wässern der Osterglocken im Gemeinschaftsgarten zu Anbeginn der Frühlingszeit, dann fluteten Tränen mir die Sicht und ich stammelte, wimmerte: "Ahaballbee ... snülflababee ... acka ... ackwa ... huuuhuuuhuuui."

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  5. Und einmal fand ich in einer Schreibtischschublade die bordeauxroten Ahnenpässe meiner deutschen Nazi-Bagage. Ich blätterte und las und siehe da, all meine Vorfahren waren tüchtige Schweizer, grün bewamst und frisch gegürtet. Nie wieder fühlte ich meinen Kopf und Körper so kaltschneidig in zwei Hälften geratscht.

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  6. Und einmal stieg ich auf den Hügel Kapf, um von dort die Welt klarer zu sehen. Nichts sah ich, beim Heiland, und alsbald begann ich zu ahnen (den lustigen Wind im Haar), dass ich mich wohl tief im eisigen Nabel des Tödimassivs befand, dem nebligsten Ort zwischen Titlis und Schanfigg. Angst drang in mich ein wie mein Kinderfinger in den leeren Leib der Katze Schnuuz - also rief ich um Hilfe und wie ich so rief und rief, kam mir die englische Königin in den Sinn und wie sie von ihrem Throne aus streng hinabblickt auf ihr stolzes, ach so fernes Seefahrervölkchen. So blickte ich denn auch hinab auf die Berge unter mir und den gütigen Schweizern zu ihren Füßen, kniff die Augen zusammen und blinzelte nicht ein einziges Mal - und pautz! - wie von der Hex' geholt saß ich plötzlich wieder drunten in der Beiz bei Bier und Stockfisch, die fesche Lädi Brumms im Arm. Ach, da glubschelt man einmal neckisch in dieser gottgütigen Bergwelt umher und schon ist einem der Weg zum Himmel wieder frei.

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  7. Und einmal umarmte ich den St. Bernhardshund Molly vom Gnöd ganz fest mit meinen schwächlichen Kindsarmen umarmte ich die Schweizer Muskelberge, das war schön.

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