Freitag, 10. September 2010

Zwischenbericht eines Gescheiterten


Ich habe es nicht mehr geschafft, weiterzumarschieren.


Die Natur ist nicht das, wofür sie wir halten. Sie ist genau das, wofür sie wir halten.


Die Vorüberfahrenden drehen die Köpfe und schauen uns an.


Am dritten Tag sprengten die Blasen ihr Gefängnis aus Hydrogel und verschmutzten meine Socken.


Der Himmel ist manchmal blau, mit Wolken darin. Mehr ist über ihn eigentlich nicht zu sagen.


Alsbald begannen wir, kräftig zu stinken.


Vermutlich auf Gleis 2 des Bahnhofs in Lutherstadt Wittenberg habe ich mein Mobiltelefon verloren.


Aylin Karadeniz trägt einen sehr kleinen Rucksack.


Wer im Zelt zu schnarchen beginnt, der schläft. Er hält die anderen wach und erntet ihren Zorn.


Unter dem Sternenzelt nur Grausamkeit und Feuchte. Hart ist der Erdboden dort, Kreuzspinnen sitzen auf ihm.


Beim alten Gastwirt Hanack in Mellnitz kamen wir zu spät zum Abendbrot.


Die große Angst davor, dass ein Insekt in den Körper eindringt, wenn man hockend in die Wiese scheißt.


Der Schmerz beim Gehen ist da, solange ich gehe.


Der See in Schönwölkau sei nur noch eine schlammige Brühe, in der man nicht mehr baden gehen sollte, sagten uns frühmorgens ein paar Angler.


Nachts umgibt uns die Kälte des Weltraums.


Mir geht es gut, im Moment, irgendwie.


Die Landschaft bei Wartenburg gleicht dem Antlitz des Nichts.


Wir warten unter den Bäumen, bis es aufhört, zu regnen. Es regnet unter den Bäumen.


Seppl bellt nicht.


Am Unbedeutendsten Punkt der Erde, inmitten der Dübener Heide, hatten sich Mücken eingefunden, Milliarden von Mücken.


Die Bewohner von Trebitz machen einigen von uns Angst.


Schokolade und Würste zum Frühstück.


Das Geräusch, wenn knapp neben mir ein Traktor vorbeifährt.


Judith Keller sagt, dass die Natur nicht mehr das sei, was sie einmal gewesen wäre.


In der Ausflugsgaststätte „Schöne Aussicht 1910“ wird ab 14 Uhr kein warmes Essen mehr serviert.


Die verlorenen Gruppenfotos auf dem verlorenen Mobiltelefon.


Eine drei Kilometer lange Straße bleibt, was sie ist, wenn man an ihrem Rand entlangläuft: Eine drei Kilometer lange Straße.


Diese furchtbaren Menschen am Leipziger Hauptbahnhof.


Zeckito®


Am vierten Tag waren unter den Pflastern, auf ihren bereits geöffneten Geschwistern, neue Blasen gewachsen, unerbittliche, weiße Schmerzbringer.


Roman Ehrlich sagte bei Bad Schmiedeberg, die kommende Regenwolke sei so groß wie das Feld vor uns.


Wenn die Sonne scheint, ist es eine kurze Freude, aber kein Trost.


Als kleiner Junge bin ich einmal von zuhause ausgerissen, um bei meinem Cousin die Trickfilmserie „He-Man“ zu schauen.


Die Überquerung der Elbe per Fähre kostet 50 Cent pro Person.


Der Schmerz kommt aus dem Erdboden, ich weiß es genau.


Hannes Becker zieht den Bollerwagen Klaus an den Rändern der Felder entlang.


Maisfelder, Maisfelder.


Frau Hanack weint, als sie vom Tod ihrer Tochter erzählt.


Im Kohlhaasenkrug zu Wellaune serviert man saisonbedingt Schnitzel mit Waldpilzen.


In den Wäldern rund um den Hügel Kuckuck gibt es keine Menschen mehr. Jedenfalls begegnet uns niemand.


Nach Abbau der Zelte ist das Gras an vier Stellen der Wiese platt. Dies hinterlassen wir und eine gelöschte Feuerstelle. So verändern wir die Landschaft, mehr können wir nicht tun.


Wolfram Lotz muss Feuerholz holen, ehe er sich ausruht. Nichts und niemand kann ihn davon abhalten.


Die Schmerzen verschwinden, wenn ich sitze. Einfach so.


Wir fragen nach dem Weg. Man gibt uns keine Antwort.


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