LEIPZIG. Mit erschreckend banalen Mitteln wurde die Aufklärung, so sie denn überhaupt existierte, zu einem grausigen Ende gebracht: Wir würden ja gern an diesem Essaywettbewerb teilnehmen und uns recht kluge Gedanken machen, schrieben die Leipziger Bachelorstudenten, wir merken allerdings, dass wir an nichts anderes mehr denken können als an unsere ECTS-Points. Die Organisatoren des besagten Essaywettbewerbs verlängerten daraufhin erst die Abgabefrist, später löschten sie die Ausschreibung ganz von ihrer Homepage. Aus Sicht der Studenten war das ein freundliches Entgegenkommen, aus Sicht der Aufklärung war's der Gnadenschuss.
Sonntag, 31. Januar 2010
Mittwoch, 27. Januar 2010
Erinnerung an die Dickichte
...und als sie der Ahnung entgegen gegangen waren, lange, viele, unzählbare Tage und Nächte, die hinter ihnen in den ewigen und dunklen Gründen der vergangenen Zeiten lautlos verfielen, diese drei oder fünf, oder waren es zehn Gestalten, sahen sie es –
das Licht
das Licht der Erschütterung
sie gingen fortan nur noch stockenden Schrittes
rechts waren die winterlichen Dickichte und links waren die Dickichte, rot und braun geworden – der magere Himmel - aus dem Dickicht kam ein stockendes Geräusch... als sie weiter gingen, stockte auch der Weg, er war nicht mehr da, dann war er wieder da, dazwischen Strecken der Ungenauigkeit. Die Dickichte verhielten sich, ehrlich gesagt, nicht anders, kein schönes Bangen, sie nähmen einen leise auf in ihrem fahrigen Gestrüpp - und was war mit dem Himmel? wo war jetzt der Himmel?
Aus: Auszug aus: „Erinnerungen an die Dickichte“, Cordula Stiefel
das Licht
das Licht der Erschütterung
sie gingen fortan nur noch stockenden Schrittes
rechts waren die winterlichen Dickichte und links waren die Dickichte, rot und braun geworden – der magere Himmel - aus dem Dickicht kam ein stockendes Geräusch... als sie weiter gingen, stockte auch der Weg, er war nicht mehr da, dann war er wieder da, dazwischen Strecken der Ungenauigkeit. Die Dickichte verhielten sich, ehrlich gesagt, nicht anders, kein schönes Bangen, sie nähmen einen leise auf in ihrem fahrigen Gestrüpp - und was war mit dem Himmel? wo war jetzt der Himmel?
Aus: Auszug aus: „Erinnerungen an die Dickichte“, Cordula Stiefel
Dienstag, 26. Januar 2010
Sein Platz
Er sah, auf dem Jungfernstieg in Hamburg, durch das Schaufenster eines Ladengeschäfts:
ein Paar bei der Sitzprobe des neuen Sofas.
Er sah seine Spiegelung in der Schaufensterscheibe und erkannte, wer er selbst war:
Ein Mensch, wie gemacht für ein unbequemes Möbel.
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Selbstverortung
Montag, 25. Januar 2010
Ensamhet!
Mit allem einverstanden,
ja, mit allem,
kann ich es doch nicht ertragen,
wie um mich herum alles
aus sich selbst heraus
mit allem einverstanden ist.
ja, mit allem,
kann ich es doch nicht ertragen,
wie um mich herum alles
aus sich selbst heraus
mit allem einverstanden ist.
Ansage am Morgen des 25. Januar
Es fällt mir zusehends schwerer
den Tisch zu beantworten
und das klare Licht am Morgen.
Der Gravitation folgsam
sind die Gardinen
und gelb. Jedenfalls
werden wir sterben.
Ich bin nicht mehr einverstanden
auch nicht
mit den Gardinen.
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Tisch
Mittwoch, 20. Januar 2010
Warnschuss für Rabauken
Wer dieses Blog beschmutzt, der kriegt das Ärschli voll!
gez. der Blogwart
Dienstag, 19. Januar 2010
Montag, 18. Januar 2010
Auf der Kommandobrücke
Obwohl der Untergang des untergehenden Schiffs seit jeher feststeht und also jeder Kurswechsel, jede Beschleunigung oder Verlangsamung der Maschinen, auch das bloße Halten des Kurses bei gleichbleibender Geschwindigkeit allezeit zum Untergang führen muss, schwebt die Hand des Kapitäns unentschlossen über der Schalttafel.
Donnerstag, 14. Januar 2010
Nachtrag vom 17. November 2009
Liebe Freunde,
ich habe jetzt eine halbe Stunde Zeit, um Euch alles zu schreiben, was ich Euch schreiben will. Es ist gut möglich, dass die Zeit nicht reicht, dann dauert es eben ein bißchen länger, bis ihr wieder von mir hört.
Es geht bei allem natürlich darum (ich will versuchen, so zu schreiben, dass ihr es diesmal auch alles lesen könnt) um unser großes gemeinsames Vorhaben um unseren Plan, zu Fuß die unbekannten Gegenden zwischen der einen Stadt und der nächsten zu durchqueren (d.h. von Leipzig nach Berlin) DER MARSCH AUF BERLIN (ein Begriff, den ich doch diskutieren möchte, auch wenn er zweifellos der richtige ist, für das, was wir vorhaben, aber ihr wißt ja, Italien, also das ist ich will wenigstens wissen, auf welche Weise ich die Kontrolle abgebe, über das, was wir tun wollen, wenn es schon Kunst sein soll, wie ihr es fordert).
Hier war es also auch so - auch wenn sonst alles anders war, die Art der Fortbewegung immerhin war dieselbe - wir standen auf und verließen den Raum und gingen durch eine gingen in eine Landschaft, hier setzten wir unser Gespräch fort. Das wird zweifellos auch bei uns so sein, auch wenn wir nicht, wie wir es hier taten, im Kreis zu unserem Ausgangspunkt zurückkehren, sondern uns schließlich in einer belanglosen Berliner Straße schließlich ohne rechten Abschluss einfach verlaufen und zerstreuen und nicht wissen werden, wohin; nachdem wir bereits alles es wird so sein obwohl wir und auch unser Ausgangspunkt - was immerhin doch eine andere Situation schaffen wird - kein geschlossener Raum sein wird, sondern eine schneeweiße Laube, ein Dach und doch nach allen Seiten offen, ein Fest zu unserer Verabschiedung, feierlich, hochgestimmt gute Stimmung, eine Kapelle spielt unsere Lieblingslieder auf ihre unverwechselbare Art, ein großer Trubel auf der grünen Wiese, an den Rändern auch Bratwürste und lose Reden, und wir laufen also los und setzen unser Gespräch fort, wie wir es begonnen haben, immer wieder von neuem auf dieselbe Weise begonnen und begonnen haben.
Versteht mich nicht falsch - aber das macht ihr nicht, oder? auch wenn ich es nicht wissen kann - doch das wird mir jetzt selbst zuviel - ich will es auch, dass wir diese Gespräche fortsetzen, solange wir können, es ist notwendig, dass das Gespräch auf die alte Weise weitergeht. Am Ende müssen dürfen es wieder nur wir vier sein - Wolfram, Sascha, ich selbst und Roman, der die Kamera hält & all die anderen, die woanders sind und viel sinnvollere Dinge tun und die wir herzlich grüßen und herzlich drücken - und das Gespräch, das wir führen seit unvordenklicher Zeit. Ja. Aber jetzt, d.h. später, dann also, wenn wir losgehen, wenn es losgeht, die neue Zeit, von der ich spreche, dann wird es anders sein müssen. Es wird notwendig sein, dass, wenn wir wieder auf der alten Bahn uns einschwingen, dass wir dann geradeaus weg durch die Felder der Priegnitz fortwandern, wenn die Priegnitz also in dieser Richtung liegt, was wir natürlich vorher nicht wenn durch wissen dürften, und dass Sascha Wolframs unnachahmlich Rede durch die Laute* australische Helmkasuar - jener dieser arme, flugunfähige Vogel - während der Balz äußert, die Laute also, und ich will auch ein Lied singen, das ihr geschrieben habt & es soll schön klingen, aber im falschen Moment, und es wird eine große Verwirrung sein, die uns auf die gerade Bahn aus der Bahn wirft, über Umwege wirft, Umwege, Unwege, über herrliche Flüsse, unbekannten Menschen entgegen, ach, diese armen Menschen - !
Es stimmt schon.
Ich denke in letzter Zeit viel über die Menschen nach, die Menschen,
diese armen, guten Menschen. Diese Menschen, die eingezwängt sind in einem Talkessel. Die sich verlaufen haben im Stadtwald. Die unter den Unterführungen verharren. Die sich auf den Türmen verschanzt haben. Die sich auf den Rückbänken ihrer Autos verstecken. Die in den stillgelegten Stollen umherirren. Die sich im Gras auf dem Hügel verbergen. Die stumm auf einem offenen Feld stehen und in den Himmel blicken. Die gerade aus der öffentlichen Verwaltung gekommen sind und gar nicht wissen, wohin.**
Sie werden es, wie Sascha wußte, niemals wissen. Wir aber wissen es ja - auch von der Karte her, die wir nicht kennen - und aber wir dürfen es nicht vergessen und wir müssen es dann wieder vergessen, damit wir wieder werden, wie die Menschen sind! (Wir sind ja Menschen
*, die der
** Aus: Sascha Macht: Einige bekannte Vorfälle während der Schlacht
ich habe jetzt eine halbe Stunde Zeit, um Euch alles zu schreiben, was ich Euch schreiben will. Es ist gut möglich, dass die Zeit nicht reicht, dann dauert es eben ein bißchen länger, bis ihr wieder von mir hört.
Es geht bei allem natürlich darum (ich will versuchen, so zu schreiben, dass ihr es diesmal auch alles lesen könnt) um unser großes gemeinsames Vorhaben um unseren Plan, zu Fuß die unbekannten Gegenden zwischen der einen Stadt und der nächsten zu durchqueren (d.h. von Leipzig nach Berlin) DER MARSCH AUF BERLIN (ein Begriff, den ich doch diskutieren möchte, auch wenn er zweifellos der richtige ist, für das, was wir vorhaben, aber ihr wißt ja, Italien, also das ist ich will wenigstens wissen, auf welche Weise ich die Kontrolle abgebe, über das, was wir tun wollen, wenn es schon Kunst sein soll, wie ihr es fordert).
Hier war es also auch so - auch wenn sonst alles anders war, die Art der Fortbewegung immerhin war dieselbe - wir standen auf und verließen den Raum und gingen durch eine gingen in eine Landschaft, hier setzten wir unser Gespräch fort. Das wird zweifellos auch bei uns so sein, auch wenn wir nicht, wie wir es hier taten, im Kreis zu unserem Ausgangspunkt zurückkehren, sondern uns schließlich in einer belanglosen Berliner Straße schließlich ohne rechten Abschluss einfach verlaufen und zerstreuen und nicht wissen werden, wohin; nachdem wir bereits alles es wird so sein obwohl wir und auch unser Ausgangspunkt - was immerhin doch eine andere Situation schaffen wird - kein geschlossener Raum sein wird, sondern eine schneeweiße Laube, ein Dach und doch nach allen Seiten offen, ein Fest zu unserer Verabschiedung, feierlich, hochgestimmt gute Stimmung, eine Kapelle spielt unsere Lieblingslieder auf ihre unverwechselbare Art, ein großer Trubel auf der grünen Wiese, an den Rändern auch Bratwürste und lose Reden, und wir laufen also los und setzen unser Gespräch fort, wie wir es begonnen haben, immer wieder von neuem auf dieselbe Weise begonnen und begonnen haben.
Versteht mich nicht falsch - aber das macht ihr nicht, oder? auch wenn ich es nicht wissen kann - doch das wird mir jetzt selbst zuviel - ich will es auch, dass wir diese Gespräche fortsetzen, solange wir können, es ist notwendig, dass das Gespräch auf die alte Weise weitergeht. Am Ende müssen dürfen es wieder nur wir vier sein - Wolfram, Sascha, ich selbst und Roman, der die Kamera hält & all die anderen, die woanders sind und viel sinnvollere Dinge tun und die wir herzlich grüßen und herzlich drücken - und das Gespräch, das wir führen seit unvordenklicher Zeit. Ja. Aber jetzt, d.h. später, dann also, wenn wir losgehen, wenn es losgeht, die neue Zeit, von der ich spreche, dann wird es anders sein müssen. Es wird notwendig sein, dass, wenn wir wieder auf der alten Bahn uns einschwingen, dass wir dann geradeaus weg durch die Felder der Priegnitz fortwandern, wenn die Priegnitz also in dieser Richtung liegt, was wir natürlich vorher nicht wenn durch wissen dürften, und dass Sascha Wolframs unnachahmlich Rede durch die Laute* australische Helmkasuar - jener dieser arme, flugunfähige Vogel - während der Balz äußert, die Laute also, und ich will auch ein Lied singen, das ihr geschrieben habt & es soll schön klingen, aber im falschen Moment, und es wird eine große Verwirrung sein, die uns auf die gerade Bahn aus der Bahn wirft, über Umwege wirft, Umwege, Unwege, über herrliche Flüsse, unbekannten Menschen entgegen, ach, diese armen Menschen - !
Es stimmt schon.
Ich denke in letzter Zeit viel über die Menschen nach, die Menschen,
diese armen, guten Menschen. Diese Menschen, die eingezwängt sind in einem Talkessel. Die sich verlaufen haben im Stadtwald. Die unter den Unterführungen verharren. Die sich auf den Türmen verschanzt haben. Die sich auf den Rückbänken ihrer Autos verstecken. Die in den stillgelegten Stollen umherirren. Die sich im Gras auf dem Hügel verbergen. Die stumm auf einem offenen Feld stehen und in den Himmel blicken. Die gerade aus der öffentlichen Verwaltung gekommen sind und gar nicht wissen, wohin.**
Sie werden es, wie Sascha wußte, niemals wissen. Wir aber wissen es ja - auch von der Karte her, die wir nicht kennen - und aber wir dürfen es nicht vergessen und wir müssen es dann wieder vergessen, damit wir wieder werden, wie die Menschen sind! (Wir sind ja Menschen
*, die der
** Aus: Sascha Macht: Einige bekannte Vorfälle während der Schlacht
Dienstag, 12. Januar 2010
Montag, 11. Januar 2010
Sonntag, 10. Januar 2010
Standortfrage
„Liebe Frau Staatssekretärin, ich bitte Sie“, sagte Wattenborg, „wir befinden uns im Moment in einer kriegerischen Auseinandersetzung, auf die wir zunächst einmal reagieren müssen. Meine Aufgabe hier wird es nicht sein, diplomatische Verhandlungen mit dem Angreifer zu führen, sondern ich werde versuchen, ein Gleichgewicht der Kräfte auf der Basis militärstrategischer Entscheidungen herzustellen, damit diese Verhandlungen später auf gleicher Augenhöhe und in gerechter Art und Weise getätigt werden können. Deshalb, ja deshalb ist zu überlegen, worauf wir unser Augenmerk legen sollten: Halten wir die ganze Stadt, erweitern wir unsere Möglichkeiten der Bekämpfung. Die Frontlinie verlängert sich, uns stehen mehr Gebäude und Straßen zur Verfügung, mehr Optionen auf Winkelzüge. Aber was geschieht mit den Zivilisten? Und wie kontrollieren wir dieses Gebiet? Ziehen wir uns aber gänzlich in die Innenstadt zurück, umgeben diesen Bereich mit einer provisorischen Befestigungsanlage, koordinieren von dort aus unsere Truppenbewegungen, überwachen von dort aus die Truppenbewegungen des Feindes und senden von dort aus Kompanien in die umkämpften Gebiete, so sollte dies in meinen Augen die sicherste Lösung der Standortfrage sein.“
Samstag, 2. Januar 2010
Das meteorologische Weltende
KOMM, GUTER STURM
Walter von Stöltzingen / Sascha Macht
[F / Am / C / G]
Komm, guter Sturm, komm hernie / der über das / Land. Trage die Dächer aller Häuser / ab, auf dass der Re / gen in allen Zi / mmern der Menschen sei. / Ersterben soll die Klage der Ge / läuterten in deinem Ge / heul. / Wüte und wüte und wü / te solang, bis Sti / lle das kostbarste / Gut ist auf Erden. Durchwühle auch die Grä / ben, die tie / fen Straßenrä / nder – fege her / vor, was dort sich verbirgt und nimms mit –
nimms mit!
Erotodromomanie
Abenteuerlust befällt meist Knaben zur Zeit der Geschlechtsreife. Sie entspringt der Gefühlsumwandlung zur Zeit der Pubertät. Robinsonaden, Indianer- und Detektivgeschichten bereiten zumeist den Boden vor, um den durch die Pubertätsentwicklung geweckten Tatendrang in absonderliche Bahnen zu lenken. Die A. kommt auch bei Erwachsenen vor, deren Sexualität nicht in normaler Weise geklärt und geregelt ist. Bei solchen neuropathischen Menschen setzt sich die sexuelle Unruhe, das sexuelle Verlangen mitunter in einen Drang nach Bewegung um. Es entsteht ein krankhafter Wander- oder Reisetrieb (Erotodromomanie nach M. Hirschfeld, auch Poriomanie nach Merzbach). Man spricht daher auch von der »Wonne« oder der »Wollust« des Reisens. –
[Sexualwissenschaft: Abenteuerlust. Bilderlexikon der Erotik, Bd. 3, S. 9]
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