Sonntag, 3. Juni 2012

HASS







Der 25 jährige Rudolph Gustav Hass möchte sich, aufgrund eines starken Gefühls in seiner Brust, im Jahr 1917 freiwillig zum Kriegsdienst bei der amerikanischen Armee melden. Es wird ihm aber die Teilnahme an den überseeischen Kampfhandlungen verweigert. Beim Militärarzt heißt es, was sich da geregt habe in ihm könne deutlich hörbar gemacht werden mittels eines herkömmlichen Stethoskops und würde gemeinhin als „murmur of the heart“ bezeichnet (murmur engl. für murmeln, raunen, murren, grummeln), ein Fehler am zentralen Organ, von deutschen Ärzten als „Herzgeräusch“ bezeichnet. Es handle sich dabei, teilte man dem zum bewaffneten Kampf in Europa bereiten Hass mit, um einen Geburtsfehler, der unter Umständen (das sei nicht überprüfbar) zwar verantwortlich sei für die Interpretation des Gefühls in seiner Brust als leidenschaftliche Abneigung, ihn jedoch in jedem Fall für den Militärdienst untauglich mache.
Dem ungeachtet hörte Rudolph Gustav Hass im weiteren Verlauf seines Lebens oftmals noch auf die Eingebungen seines murmelnden Herzens (im 6. Grad sehr laut, mit tastbarem Schwirren und Distanzgeräusch) – verliebte sich bald in seine spätere Frau Elisabeth Schuette und zog mit ihr nach Kalifornien, wo ihm die Züchtung einer neuen Avocadosorte gelang, die heute noch seinen Namen trägt und die, in der Mitte durchgeschnitten, wie die Landkarte des Inselstaates Sri Lanka aussieht. Ein Land, von dem man sagt, sein „Herz“ sei der Pidurutalagala, auch Mount Pedro genannt, ein 2534 Meter hoher Berg im zentralen Hochland, dessen Gipfel als militärisches Sperrgebiet deklariert und der Öffentlichkeit unzugänglich gemacht wurde.

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