Am 14. Februar hatte ich plötzlich
einen Einfall, der mich zu einer seltsamen Entdeckung führte. Ich hielt mir in
meiner Wohnung in der Holsteinstraße einen kleinen Handspiegel zwischen die Beine
und sah einen Ort, von dem ich nichts wusste. Mir war, als hätte ich
diesen Ort, der dort zwischen Glied und Anus lag, noch nie zuvor gesehen, oder
wenn ich ihn schon mal gesehen hatte, so hatte ich ihn vergessen über die
Jahre, weil er nie erwähnt wurde, immer nur vom Glied gesprochen wurde oder vom
Arsch, aber niemals von diesem sonderbaren Zwischenort, Perineum genannt, oder
Damm, und ich hatte ihn nie gesehen, weil er sich vor den Blicken, die ja aus
meinen Augen oben im Kopf herauskommen wie bei jedem, einfach versteckt hatte
über all die Jahre.
Und nun sah ich plötzlich diesen
Ort zwischen meinen Beinen, eine Landschaft, die dort in der Abgeschiedenheit
prächtig zu gedeihen schien. Wälder wuchsen dort, eine zarte, hügelige
Landschaft, in der Tiere weideten, zwischen Auen und Bächen. Über all die Jahre
hatte man dort wohl auch Straßen gebaut, Siedlungen angelegt, und war zu einem
Wohlstand gekommen, zu einer gewissen Blüte, Städte schossen empor. Und wenn
man durch diese Städte hindurchging, über Boulevards und Alleen, so bekam ich
den Eindruck, als sei die Bevölkerung hier sehr zufrieden, als fehle es an
nichts. Ich ging für eine Weile umher und wunderte mich. Nach dem ich einige Zeit durch die Straßen flaniert
war, setzte ich mich dort vor einer Eisdiele ins Freie. Am Nebentisch saß eine
junge Frau, die Marina hieß und Deutsch als Fremdsprache unterrichtete, wie
sich später herausstellte. Ich erzählte ihr, dass ich diesen Ort erst jetzt
entdeckt hatte. Marina sagte, es läge wohl daran, dass die
Region in den Medien und somit letztlich auch in der eigenen Wahrnehmung
einfach vergessen werde, man einfach nicht von ihr spreche, weil sie in
gewissem Sinn identitätslos sei. Man spreche eben entweder vom Meer, vom Pimmel, von den Alpen oder vom Arschloch,
aber nicht von etwas, das sich zwischen diesen Gefilden befinde, was
touristisch natürlich eine ziemliche Katastrophe sei. Man versuche das jetzt
aber zu ändern, indem man sich bemühe, der Region ein eigenes Profil zu geben,
es handele sich ja auch um eine äußerst erogene Zone, das werde oft vergessen.
Ja, sagte ich, das habe ich schon bemerkt, als ich hier umhergewandert bin, das
hat sich sehr gut angefühlt. Genau, sagte Marina, siehst Du!
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