Ich bin die einzige Pflanzenart der Gattung Cydonia
und gehöre zur Untertribus der Kernobstgewächse (Pyrinae) innerhalb der Familie
der Rosengewächse (Rosaceae). Meine Blüten stehen einzeln an den Spitzen
beblätterter Zweige. Ich bin, wie man auch sehen kann, ein laubabwerfender
Strauch oder kleiner Baum, der Wuchshöhen von 4 bis 8 Meter erreicht. Mein
behaarter Blütenstiel ist nur etwa 5 mm lang. Und die zwittrige,
radiärsymmetrische, fünfzählige Blüte weist einen Durchmesser von 4 bis 5 cm
auf mit doppelter Blütenhülle (Perianth). Die fünf auf beiden Seiten behaarten
Kelchblätter sind zurückgebogen und 5 bis 6 mm lang, mit glattem Rand. Die fünf
freien, weißen oder rosafarbenen Kronblätter hier sind verkehrt-eiförmig und etwa
1,8 cm lang. Und diese fünf unterständigen Fruchtblätter enthalten jeweils viele
Samenanlagen. Die fünf freien Griffel sind an ihrer Basis flaumig behaart und
fast so lang wie die Staubblätter. Ich blühe nur in einem kurzen Zeitraum im
Mai und Juni. Da ich selbstfruchtbar bin, wird kein zweiter Baum zur Bestäubung
benötigt, was eigentlich sehr praktisch ist, aber es wurde mir doch immer zum
Problem, dass ich weder Mann noch Frau bin, sondern sowohl als auch. Gerade in
der Schulzeit wusste ich damit nicht umzugehen. Als ich Geschlechtsreife
erlangte, wie man so sagt, wurde mir bewusst, dass ich anders bin als die
anderen. Also habe ich versucht, mich so anzuziehen, dass die anderen nicht
sehen, dass ich zwittrige Blüten habe, also vor allem auch im Frühling und
Sommer, wenn es so warm war, habe ich trotzdem immer ganz lange Sachen getragen, um meinen Körper
möglichst zu verbergen. Nach dem Sportunterricht habe ich immer darauf geachtet,
dass ich mich so umgezogen habe, dass niemand meine Blüten gesehen hat. Und ich
bin deshalb auch nicht mit den anderen Duschen gegangen, das ging nicht, ich
habe mich so geschämt dafür, wie ich bin. Natürlich haben die anderen schnell
gemerkt, dass mit mir was nicht stimmt, was dazu geführt hat, dass ich sozial
immer mehr isoliert wurde. Und es war ja auch so, dass ich auch sonst ein wenig
anders aussah, weshalb schnell über mich herumerzählt wurde, dass ich eine
schwule Schwuchtel sei, was mit der Zeit, so ab der neunten Klasse, dazu
führte, dass mich eigentlich alle mieden, niemand mehr etwas mit mir zu tun
haben wollte. Ich verbrachte die Pausen immer alleine, langweilte mich
furchtbar und war sehr einsam, aber ich war schon froh, wenn ich von den
anderen nicht noch geärgert wurde. Ich wurde durch die Isolation aber immer
bedrückter, im Nachhinein würde ich sagen: richtiggehend depressiv. Meine
Leistungen nahmen immer mehr ab, ich wurde immer schlechter in der Schule und
meine Blätter welkten zum Teil schon im Frühsommer. Das mag jetzt irgendwie
komisch klingen, aber für mich war das alles andere als komisch, für mich war
es die Hölle. Irgendwann ging es nicht mehr, es ging so einfach nicht weiter,
und obwohl niemand so recht verstand, wieso, und mir eigentlich meine Familie
auch riet, die Schule unbedingt bis zum Abitur durchzuziehen, brach ich sie
ab, an einem gewissen Punkt ging es einfach nicht mehr weiter.
Ich bin dann erstmal in ein tiefes, tiefes Loch
gefallen. Knapp ein Jahr hing ich nur zuhause rum, völlig lethargisch und bin
praktisch nicht vor die Tür gegangen. Ich habe es wirklich meinem näheren
Umfeld zu verdanken, die zu mir gehalten haben und mich ermutigt haben, etwas
anderes anzufangen, und mich nicht einfach hängen zu lassen. Nach einem Jahr
habe ich mich aufgerafft, in der Nähe im landwirtschaftlichen Bereich ein
Praktikum zu absolvieren, was auch zunächst ganz gut war, es hat mir ein wenig
mehr Selbstbewusstsein verschafft, aber richtig aufgeblüht bin ich erst, als
ich hierherkam, wo einfach das Klima viel offener ist. Das heißt nicht, dass
ich nicht immer noch Probleme habe, ich treffe immer wieder auf den einen oder
anderen, die damit nicht klar kommen, wie ich bin, aber alles in
allem kann ich inzwischen gut damit leben.
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